Beschreibung
Zwischen 1948 und 1956 hielt Wolfgang Harich an der Berliner Humboldt-Universität in verschiedenen Funktionen und an unterschiedlichen Instituten Vorlesungen und Seminare ab. Zwei Schwerpunkte prägten dabei seine Arbeiten: zum einen der Zyklus zur Entstehungsgeschichte und Entwicklung des Marxismus und zum anderen die Vorlesungen zur Geschichte der Philosophie. In seinem Nachlass fanden sich zahlreiche Manuskripte, Notizen und Entwürfe zu diesen Veranstaltungen, so dass seine Lehrtätigkeit umfassend rekonstruiert werden konnte. Ein überaus wichtiger Schritt, da die Vorlesungen das Fundament von Harichs Geschichtsphilosophie bilden. In keinem anderen Zusammenhang äußerte er sich derart umfangreich zu den Grundlagen seines Denkens. In diesem Teilband kommt zuerst seine Vermessung der Antike zum Abdruck. Daran schließen sich die Präsentation der Analyse der neuzeitlichen Philosophie und Harichs Interpretation der deutschen Aufklärung an. Der zweite Teilband setzt dieses Programm dann bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts fort.
Autorenportrait
Wolfgang Harich (1923-1995) zählt zu den wichtigen und streitbaren Intellektuellen des 20. Jahrhunderts. Befreundet mit Georg Lukács, Bertolt Brecht und Ernst Bloch wirkte er als Philosoph, Historiker, Literaturwissenschaftler und durch sein praktisches politisches Engagement. Letzteres führte nach seiner Verhaftung von 1956 wegen Bildung einer "konterrevolutionären Gruppe" zur Verurteilung zu einer zehnjährigen Haftstrafe. Die nachgelassenen Schriften Harichs erscheinen nun erstmals in einer elfbändigen Edition, die das reichhaltige Werk dieses undogmatischen Querdenkers in seiner ganzen Breite widerspiegelt: von seinen Beiträgen zur Hegel-Debatte in der DDR über seine Abrechnung mit der 68er-Bewegung im Westen bis zu seinen Überlegungen zu einer marxistischen Ökologie.