Beschreibung
Der wohl sensationellste Fund im Geheimarchiv Walter Ulbrichts ist die Plattform eines "besonderen deutschen Weges zum Sozialismus", mit der Wolfgang Harich in der Partei- und Staatskrise von 1956 weitblickend Vorschläge unterbreitete, wie auf progressiver Grundlage die deutsche Zweistaatlichkeit überwunden, ihre Zementierung durch Mauer und Stacheldraht vermieden werden könnte. Erstmals wird der Text hier veröffentlicht. Aufrichtig legt der Autor, heute im siebzigsten Lebensjahr, die Motive seines Handelns dar. Fesselnd schildert er die Ereignisse, die ihn und seine Gruppe nach zwei Schauprozessen vor dem Obersten Gericht der DDR hinter Zuchthausmauern brachten. Teils selbst berichtend, teils in Beantwortung der bohrenden Fragen eines skeptisch gestimmten Interviewers weiß Harich schlagend alle Verleumdungen zu widerlegen, mit denen er über drei Jahrzehnte lang systematisch verfolgt, entwürdigt und isoliert worden ist. Ein großes Dokument deutscher Zeitgeschichte und ihrer Hintergründe macht uns zugleich mit einer Persönlichkeit vertraut, die das geistige Leben im ersten Nachkriegsjahrzehnt entscheidend mitprägte - als Universitätsdozent und Verlagslektor; als, gemeinsam mit Ernst Bloch, Gründer der "Deutschen Zeitschrift für Philosophie"; als Freund und Partner von Georg Lukács und Bertolt Brecht.