Beschreibung
Im November 1918 zerfiel nach mehr als vier Kriegsjahren mit Millionen Todesopfern die Habsburger-Monarchie. Gleichsam stellvertretend für den Untergang des Reiches starb zur selben Zeit der Dichter Otfried Krzyzanowski (geboren 1886 in Starnberg, Bayern). Er war kein Frontsoldat im Schützengraben, er verlor sein Leben im Hinterland, in Wien durch eine Mischung aus Verelendung, Krankheit und Hunger. Sein literarisches Oeuvre ist gering und fast zur Gänze in Vergessenheit geraten. In Erinnerung geblieben ist seine Person sowohl bei Zeitgenossen (Franz Blei, Anton Kuh, Alfred Polgar und Franz Werfel) als auch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts als Protagonist in Nachrufen, Essays und diversen Publikationen: Man anekdotisierte ihn als "Kaffeehausliterat", "Bohemien" und "Hungerpoet". Schablonenhaft wird Krzyzanowskis Äußeres, seine ungewöhnliche Sprache, Mimik und Gestik, sein Kampf gegen gesellschaftliche Usancen, sein Charakter und besonders sein elendes und sinnloses Sterben thematisiert. Kaum jemand geht auf das dichterische Schaffen ein, das es sehr wohl verdient, wieder in den Blickpunkt der an Literatur Interessierten gerückt zu werden. Im Zuge neuer Quellenstudien recherchierten die Herausgebenden Leben und Schaffen des in Vergessenheit geratenen Kaffeehausliteraten und dokumentierten sein eigenes und weiteres Umfeld im Kontext des Endes des Ersten Weltkriegs und des Untergangs der Habsburger-Monarchie. Präsentiert werden Werk und Leben von Otfried Krzyzanowski sowie seine Darstellung in den Werken anderer bekannter Literaten.
Autorenportrait
Elisabeth Buxbaum: Geboren in Wien. Studium der Geschichte und Germanistik, Emerita der Pädagogischen Hochschule in Wien, Leiterin des Departments Geschichte; Arbeiten im Bereich der österreichischen Literatur des 19. Jahrhunderts wie Joseph Schreyvogel oder Adalbert Stifter und zum Thema Goethe und Österreich (Gestaltung der gleichnamigen Ausstellung 1999 in der Österreichischen Nationalbibliothek sowie des Goethe-Museums im Stift Kremsmünster); literarhistorisch fokussiert die letzten beiden Bücher "Des Kaisers Literaten. Kriegspropaganda zwischen 1914 und 1918" (2014 Edition Steinbauer) und "Liebesgrüße von der Front. Briefe Franz Werfels an Gertrud Spirk 1915-1918" (2016 LIT Verlag). Christian Fridrich: Geboren in Wien, Studium der Geographie, Mathematik, Philosophie, Psychologie und Pädagogik, Professor an der Pädagogischen Hochschule Wien, Leiter des Fachbereichs Geographische und Sozioökonomische Bildung, Lehrbeauftragter an den Universitäten Graz und Wien; Autor und (Mit-)Herausgeber von Fachaufsätzen, Zeitschriften, Büchern und wissenschaftlichen Buchreihen; Atlasgestalter. Begeisterter Bücherwurm, Fotograf und Reisender; lebt im Weinviertel. Zuletzt bei Wieser in der Reihe Europa Erlesen erschienen: Donau; Donaudelta.