Beschreibung
Der Populismus von rechts hat in den letzten Jahrzehnten in ganz Europa eine große Anhängerschaft mobilisiert. Dabei werden intergenerationelle Affekterbschaften aus der Nazizeit in neuer Form wieder lebendig und kollektiv in Szene gesetzt. Diesen historischen Quellen extremistischer Gewalt in der Gegenwart gehen die Beiträge des Buches nach. Im Blickpunkt steht auch das Umkippen von Verfolgungsgefühlen durch Propaganda und innere Motivationen in kollektive Zerstörungs- und Pogromaktionen. Das Buch liefert sozialpsychologische Klärungen im Feld von Politik und Psyche, die uns alle betreffen und unsere demokratische Haltung herausfordern. In diesem Buch wird dargestellt, auf welche Weise sich Täterinnen und Täter im Zusammenspiel mit verschiedenen Bevölkerungsgruppen und Institutionen zu Gewaltkollektiven zusammenschließen. Dabei stehen die psychischen und sozialpsychologischen Prozesse und Mechanismen und auch die verwendeten medialen Techniken im Mittelpunkt der Betrachtungen. Das Umkippen von wahnhaften Verfolgungsängsten und Größenvorstellungen in verbrecherische Taten bildet den roten Faden der detaillierten Untersuchungen. Dabei werden die internationalen politischen Problemfelder und die Rolle des globalen Kapitalismus bei der Produktion von gesellschaftlichem Hass und Gewalt nicht verschwiegen. Denn sie bildet den einen Hintergrund bei der Ausbildung von rechtsextremem politischem Verfolgungswahn, der andere ist die geschichtliche Aufarbeitung von verbliebenen Affekterbschaften jenseits der bewussten Vergangenheitsbewältigung des Nationalsozialismus.
Autorenportrait
Kurt Grünberg, Dr., niedergelassener Psychoanalytiker in Frankfurt a. M., wissenschaftliche Projektleitung im Sigmund-Freud-Institut zu Szenisches Erinnern des Holocaust, publiziert Beiträge in Fachzeitschriften und Büchern. Wolfgang Leuschner, Dr. med., Arzt für Psychiatrie und Psychoanalytiker in Frankfurt a. M., forscht zu Schlafverhalten und Traum und zur Gewalt in der Gesellschaft. Er publiziert Beiträge in Fachzeitschriften und Büchern. Die Initiative 9. November widmet sich der Aufklärung über den Nationalsozialismus mit dem Schwerpunkt der Erinnerung an die jüdische Kultur und der Analyse fortdauernder Nazierbschaften in der Bevölkerung. Es gibt Ausstellungen und Buchpublikationen, u.a. bei Brandes & Apsel: Erinnerung braucht Zukunft (2010).