Beschreibung
Weitreichende politische Entscheidungen bedürfen einer genauen Analyse der Ausgangslage. Der italienische Politikwissenschaftler und Historiker Roberto de Mattei lehrt an der Università Europea di Roma. Deshalb beginnt er seine Analyse mit einer geschichtlichen Bestandsaufnahme. Welche Identität hat die Türkei, und wie fügt sich diese Identität in die Europäische Union ein? Das noch vor 100 Jahren in weiten Teilen christlich besiedelte Land ist heute vom Islam und einem türkischen Nationalismus geprägt. Aus dieser Perspektive beleuchtet der Autor die Kurden- und Zypernfrage, den Umgang mit dem Völkermord an den Armeniern, wie sich die Demokratie in der modernen Türkei gestaltet und was es für die Türkei einerseits bedeutet die Kopenhagener Kriterien anzunehmen und andererseits welche wirtschaftlichen Herausforderungen auf Europa zukommen. Bevor er das Spannungsverhältnis zwischen Laizismus und Islamismus beschreibt, geht er der Frage nach, welche Bedeutung das Christentum in der Türkei hat. Beide Gedanken gehören zusammen, denn aus dieser Kenntnis lässt sich die Entwicklung der AKP und damit auch die in den letzten Jahren stattfindenden Veränderungen in der Türkei verstehen. Die Reformen Mustafa Kemals vermochten die türkische Gesellschaft nicht tiefgreifend umzugestalten. Stattdessen ist sie fortschreitend vom Islamismus durchdrungen worden führt de Mattei aus. Einerseits war es der soziale Druck, andererseits der zunehmende Einfluss der Muslimbrüderschaften, die wieder auf die Bühne der Politik zurückgekehrt sind, nachdem sie Mustafa Kemal von dort verbannt hatte. Die beiden einflussreichsten Bruderschaften die Naqshbandija und die Suleymanci kontrollieren große Teile der Tagespresse mit einer Auflage von 800.000 Exemplaren. Der Autor beschreibt, wie seit dem Regierungsantritt von Erbakan, der noch von einer islamischen NATO als Alternative zur westlichen hoffte, die Veränderungen fortschritten bis zu dem Aufstieg Erdogans. Letzterer verglich seinen politischen Sieg als Bürgermeister von Istanbul mit der Eroberung Konstantinopels im Jahre 1453. De Mattei betrachtet sowohl die geopolitische als auch die demographische Situation, wie sie sich in Europa darstellt, und welche Risiken für Europa verbunden sind. Er endet mit einigen mahnenden Worten, die Joseph Ratzinger noch als Kardinal zu dieser Frage äußerte. Der Autor verdeutlicht, dass mit einem Beitritt der Türkei in die EU der Islam in Europa zu einer dominanten Kraft wird, welche die Errungenschaften der Säkularisation und die Entwicklungen der Demokratien gefährden. Das Buch endet mit einem Anhang, der einige Stellungnahmen speziell zur Situation in Deutschland, die sich durch den Beitritt ergeben, zitiert. Die zunehmenden Probleme, in die sich Europa durch unbedachte Entscheidungen begeben hat, zeigen die Notwendigkeit dieses Buches.