Beschreibung
Währenddem die Psychotherapie nur wenig Interesse an der Seelsorge zeigt, zeichnet sich das Verhältnis der Seelsorge zur Psychotherapie durch eine intensive Ambivalenz von Nähe und Distanz aus. Wie im Buch nachgezeichnet wird, ist die abgrenzende Position von der Furcht geprägt, ein profanes Menschenbild zu integrieren und damit die Grundlagen des Glaubens zu untergraben. Andererseits begann die Seelsorge vor gut 50 Jahren - bedingt durch die Erfolge der Psychotherapie - dogmatische Bedenken zu relativieren. Dies führte zu einer pastoralpsychologisch orientierten Seelsorgepraxis auf der Basis einer gleichberechtigten zwischenmenschlichen Begegnung. Diese Entwicklung war indes schon lange zuvor durch Martin Luther und anfangs der 1930er-Jahre des letzten Jahrhunderts durch Carl Rogers angestossen worden. Die Besinnung auf eine grundlegende Grösse - namentlich die Ebene der Beziehung - führte zur Überwindung der Kluft zwischen der Seelsorge und der Psychotherapie. Die verbleibenden Unterschiede konstituieren schliesslich die spezifischen Elemente der jeweiligen Disziplinen, welche sich in bereichernder Weise ergänzen.
Autorenportrait
Dr. med. Michel Lansel, geboren 1955. Medizinstudium in Zürich. Promotion zum Thema »Panikerkrankungen«. Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie FMH. Seit 1993 in eigener Praxis in Zürich tätig. Theologiestudium in Zürich und Abschluss 2009. Lizenziatsarbeit zum Thema »Die Gefühle Jesu nach den Evangelien. Die Bedeutung der Affekte als Brücke zwischen Bericht und Bekenntnis«. Forschungsschwerpunkte: Das Verhältnis von Seelsorge und Psychotherapie. Das Phänomen Angst aus (existenz-)philosophischer, psychologischer und theologischer Perspektive. Erkenntnistheoretische Aspekte psychiatrischer und psychotherapeutischer Forschung sowie die Frage nach der Willensfreiheit.
Sonstiges