Beschreibung
Alternativlosigkeit ist gegenwärtig ein häufig gebrauchtes Begründungsmuster, um politische Entscheidungen zu legitimieren, die angeblich so und nicht anders gefällt werden können. Handlungszwänge der Gegenwart werden dadurch als unumgehbar deklariert und ungebrochen in eine Zukunft projiziert, die dann so und nicht anders wird sein können. Wenn Alternativen nicht mehr ins Blickfeld geraten, droht ein ideologischer Totalitarismus die Macht zu übernehmen, weil Möglichkeiten abweichenden Denkens und Handelns gar nicht mehr wahrgenommen werden. Im vorliegenden Band liefert der Autor ein Plädoyer für das Denken in Alternativen als ein Primärziel der historisch-politischen Bildung. Was früher gewesen ist, können wir zwar faktisch nicht mehr ändern. Ändern können wir aber uns selbst in unserer Einstellung zur Vergangenheit. Die Lebendigkeit des Erkenntnisinteresses und die Fragehaltung sind das Wesentliche. Wer unter oder neben dem, was sich siegreich durchgesetzt hat, keine alternativen Lebensformen anerkennen und würdigen kann, der kann zur Geschichte als Emanzipationsprozess nichts beitragen.
Autorenportrait
Peter Schulz-Hageleit, Dr. phil., von 1975-2007 Professor für Geschichtsdidaktik an der Pädagogischen Hochschule Berlin und der Technischen Universität Berlin; Engagement für das freiwillige Berliner Schulfach Humanistische Lebenskunde; 1998-2003 Präsident der Humanistischen Akademie Berlin; Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte: u.a. Aufarbeitung der NS-Vergangenheit, Humanismus als Denk- und Lebensform.