Beschreibung
Ob sie als Tribunal, Talentwettbewerb oder absurdes Theater erlebt werden - Entwurfskritiken sind ein aufrüttelndes, konfrontatives und denkwürdiges Ritual in der Architekturausbildung. Sie inszenieren ein Drama, bei dem die Studierenden ihre Arbeit vor einem Publikum aus Gleichaltrigen, Lehrern und externen Expertinnen präsentieren und verteidigen müssen. Obwohl häufig eine Quelle akuten Unbehagens, ist die Kritik auch ein Lehrmittel, ein Forum für Austausch und eine Bühne für Entdeckungen. Eine genaue Analyse der Entwurfskritik offenbart radikale Möglichkeiten in der experimentellen Lehre, im prozessgesteuerten Entwerfen und in der Präsentation von architektonischen Ideen. Zugleich wirft sie ein Licht auf die Bruchlinien im globalen Architekturdiskurs und in der Ausbildung sowie auf deren historische Verbreitung und zeitgenössischen Widersprüche. In dieser Ausgabe der gta papers wird dieser traditionsreiche Ritus ebenso kritisiert wie gefeiert.