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Marktdisziplinierung, Einlagensicherung und das Risikoverhalten von Banken

Eine empirische Analyse für die Institutssicherung deutscher Genossenschaftsbank

Erschienen am 01.05.2018
CHF 33,65
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783844059502
Sprache: Deutsch
Umfang: 308
Auflage: 1. Auflage

Beschreibung

Einlagensicherungssysteme werden häufig erst in Krisenzeiten relevant. Infolge der Finanzkrise, die im Jahr 2007 begann, wurde auf europäischer Ebene die Europäische Bankenunion vorangetrieben, die durch ein gemeinsames europäisches Sicherungssystem komplettiert werden soll. Aus ökonomischer Perspektive sind grundsätzlich die Anreize für das Verhalten von Banken und Kapitalgebern von Interesse, die von solchen Sicherungssystemen ausgehen. Der durch diese Institutionen implementierte Gläubigerschutz führt auf Basis der Theorie zu einer geringeren Marktdisziplinierung durch private Fremdkapitalgeber, da ihre Einlagen selbst bei einer Insolvenz des Kreditinstituts keinem Risiko ausgesetzt sind. In der Folge tendieren Banken zu einer erhöhten Risikoneigung und vergeben vermehrt risikoreiche Kredite. Im Ergebnis können Bankensysteme mit Einlagensicherungen instabiler sein als solche ohne Sicherungssysteme. Marktdisziplinierung wurde hingegen bereits mit Basel II in die Bankenregulierung integriert, mit Basel III vorangetrieben und umfassende Offenlegungspflichten durch die europäische Capital Requirements Regulation für alle Institute innerhalb der Europäischen Union verankert. Die deutschen Genossenschaftsbanken sind im Rahmen dieser Thematik ein wichtiges Analyseobjekt. Zum einen unterhält der genossenschaftliche Verbund ein Institutssicherungssystem, das über den gesetzlichen Einlagenschutz hinausgeht. Zum anderen gelten für die meist regional agierenden Primärbanken ebenso die erweiterten Offenlegungspflichten wie für große kapitalmarktgezeichnete Kreditinstitute, obschon genossenschaftliche Eigentumstitel nicht an Märkten gehandelt werden. Die forschungsleitende Fragestellung dieser Dissertation lautet daher: Kann die Idee der Marktdisziplinierung internationaler Kapitalmärkte auf Retailbanken übertragen werden und sind dementsprechend erweiterte Offenlegungspflichten auch für die deutschen genossenschaftlichen Primärbanken effektiv? Die empirische Analyse erbringt einen tiefen Einblick in die Governance des deutschen genossenschaftlichen FinanzVerbundes sowie seiner Institutssicherung und damit in die Mikrostruktur des deutschen Bankensystems. Darüber hinaus liefert die Arbeit einen Beitrag u.a. zur wissenschaftlichen Literatur rund um die Frage nach Marktdisziplinierung durch private Fremdkapitalgeber und zur Diskussion um die Reformierung der Capital Requirements Regulation und um das European Deposit Insurance Scheme. Die ökonometrischen Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass die genossenschaftlichen Primärbanken auf dem verbundinternen Kapitalmarkt einem gewissen Maß an Marktdisziplinierung ausgesetzt sind. Hierbei werden allerdings weitestgehend private Informationen und solche aus der Rechnungslegung verwendet. Die Primärbanken unterliegen hingegen keiner Disziplinierung durch private Nichtbanken. Einlagenabzüge sind primär durch makroökonomische und weniger durch bankspezifische Entwicklungen determiniert. Hier gelang ein empirischer Beleg der bisher nur theoretisch fundierten Kritik am Marktdisziplinierungsparadigma. Die Diskussion um mehr Proportionalität in den erweiterten Offenlegungspflichten ist auf Basis der Ergebnisse gerechtfertigt, da den Kosten kein adäquater Nutzen gegenübersteht. Die risikobasierte Beitragsstruktur und vor allem die Informationsallokation innerhalb des Verbundes bewirken einen positiven Einfluss auf das Risikoverhalten der Banken. Die Effektivität der Disziplinierung auf Sekundärebene ist hingegen durch die Nutzungsintensität des verbundinternen Liquiditätsausgleichs bedingt. Die Verbund- und Eigentümerstruktur spielt hinsichtlich der Risikoneigung ebenfalls eine Rolle und wurde in dieser Analyse explizit berücksichtigt.