Beschreibung
Dieser Band bietet eine aktuelle Gesamtdarstellung von Lessings Werk, die eine Bestandsaufnahme der Forschung liefert, neue Akzente setzt und ein Bild der Epoche zeichnet. Gotthold Ephraim Lessing gilt als mustergültiger Vertreter der deutschen Aufklärung, der nicht nur für sein Toleranzdenken berühmt ist, sondern auch für seine Unbestechlichkeit als Kritiker und die sprachliche Eleganz seiner Schriften. Dieses Bild wird Lessing aber nur zu einem Teil gerecht. Denn über die bekannten Texte hinaus hat er mit einer Vielzahl literarischer Formen experimentiert und Beiträge zu ganz unterschiedlichen Disziplinen hinterlassen. Zudem ist sein Werdegang von Zufällen und Brüchen geprägt, die dem Idealbild des Aufklärers zu widersprechen scheinen. Die vorliegende Gesamtdarstellung beschreibt Lessings Werk im Zusammenhang der Epoche, blickt auf die Forschung und präsentiert den Autor als einen überraschend unabhängigen Intellektuellen, dem an der Selbstaufklärung der Vernunft gelegen war. Die Monographie beleuchtet die Handlungsräume des Schriftstellers und folgt ihm in die aktuellen Debatten der Zeit, um Konstellationen im literarischen Leben des 18. Jahrhunderts sichtbar zu machen. Unter den Stichworten Natur und Recht, Aufklärung und Religion sowie Individualität und Autorschaft zeigt diese Neudeutung, dass Lessings Denken mehr mit dem Späthumanismus der Zeit um 1700 als mit dem Subjekt- und Freiheitsbegriff der Weimarer Klassik teilt, auf den es gleichwohl vorausweist.