Beschreibung
Die kulturgeschichtliche Bedeutung der Idéologues - einer Gruppe von Wissenschaftlern und Philosophen des ausgehenden 18. Jahrhunderts in Frankreich - ist bis heute strittig. Unbestreitbar ist jedoch, dass sie zu Unrecht im Schatten der großen Aufklärer stehen. So sprechen doch viele Hinweise für die Annahme, dass die Gruppierung um Dominique Joseph Garat, Destutt de Tracy, Joseph Lakanal und Pierre-Jean-Georges Cabanis an der Herausbildung und Verstetigung einer szientifisch geprägten Wissenskultur beteiligt ist, die sich musterhaft in der Maxime former la raison bündelt. Das Szientifische schließt in diesem Zusammenhang Denkoperationen ein, die an die exakten Wissenschaften, insbesondere an die Mathematik und an die Physik gebunden sind und nachweislich über die Philosophie des sensualistischen Rationalismus in eine für die französischen Eliten konzipierte Bildungspraxis einfließen, wo sie sich nach der Revolution mit nationalem und modellhaftem Anspruch etablieren können. Die vorliegende Studie zeichnet die Netzwerke und bildungspolitischen Aktivitäten der Ideologen nach und zeigt anhand von Vorlesungen, philosophisch-theoretischen Abhandlungen und Bildungsberichten, wie sich die Institutionalisierung der bis heute wirkenden Wissenskultur vollzieht.
Autorenportrait
Marie-Therese Mäder ist Romanistin und Kulturwissenschaftlerin. Sie promovierte mit der vorliegenden Arbeit an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, wo sie mehrere Jahre lang als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich der spanischen und französischen Kulturwissenschaft tätig war.