Keplers "Tertius Interveniens" ist bisher von der Forschung wenig beachtet worden, möglicherweise, weil man hierin pure Astrologie der gewohnten Prägung erwartete. Doch das Gegenteil ist der Fall. Entsprechend Keplers Bild von der Astrologie präsentiert diese Schrift eine Fülle von Gedanken aus den Bereichen der Physik, der Astronomie, der Meteorologie, der Medizin, der Philosophie, des Menschenbildes, der Ethik seiner Zeit. Ausführliche Erläuterungen sind der Einheit der Welt gewidmet, der Natur der Himmelskörper, ihrer Belebtheit, dem Seelenempfinden der Erde und des Mondes, dem Licht der Gestirne, ihren Farben, der Reichweite astronomischer Meßinstrumente, Ebbe und Flut, der Qualität der Zeit mit ihrer Prägung durch himmlische Erscheinungen - um nur Beispiele zu nennen und damit Interesse zu wecken. Kepler gibt hier ein Kompendium seines Bildes von der Welt und den Wissenschaften, mithin seiner Weltanschauung und damit elementare Grundsätze für das Verständnis seiner großen astronomischen Werke. Das Buch ist mit seiner sprudelnden Fülle seiner Gedanken unter den deutschen Schriften Keplers am besten geeignet, in seine reiche Gedankenwelt einzuführen. Das Werk ist aber auch nbesonders geeignet, ein Bild von den geistigen Kämpfen zu vermitteln, die jene unruhige Übergangszeit in Erregung versetzt haben und aus denen heraus das neue Weltbild entstanden ist. Es ist ein bedeutendes Dokument der Wissenschaftsgeschichte.
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