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Das Gesetz der Uhr

Bürgerliche Wege in die Moderne

Erschienen am 01.06.2015
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783730811542
Sprache: Deutsch
Umfang: 264
Auflage: 1. Auflage

Beschreibung

Ziel ist es, zwei Bereiche zusammenzuführen. Es geht einmal darum, weshalb tragbare Uhren entwickelt wurden, ferner, welche technischen Voraussetzungen gelöst werden mussten. Dann darum, dass seit dem späten 18. Jahrhundert sich durch die Verbreitung von Taschenuhren der bürgerliche Umgang mit ,Zeit' veränderte. Das spiegelt sich literarisch unter vielfältigen Aspekten. Drei Autoren stehen in diesem Buch im Mittelpunkt: Adolph Freiherr Knigge (1752-1796), Gustav Freytag (1816-1895) und Friedrich Hölderlin (1770-1843). Eines war für Knigge stets von entscheidender Bedeutung. Die Bürger hatten sich allzu lange in ihre eigene Welt zurückgezogen, strikt getrennt von der politischen und sozialen Dominanz von Fürsten und Adel, von den Mächtigen, die ihrerseits in einer eigenen Welt lebten, unzugänglich für diejenigen, die nicht dazugehörten. Doch grundlegend Neues zeichnete sich im späteren 18. Jahrhundert ab. Das bürgerliche Zeitethos verstand Knigge als Beitrag zur Emanzipation der Bürger, ist der sorgfältige Umgang mit der Zeit doch Ausdruck tüchtigen Bürgersinns. Gustav Freytag verbindet das bürgerliche Zeitethos mit überschaubaren, jedem Leser fasslichen Verhältnissen, auch mit der Abgrenzung von den nichtbürgerlichen Schichten. Vor allem das zeitlich streng geordnete, auf Effektivität ausgerichtete Wirtschaften macht die Bürger zur führenden Schicht. Die Stimme des so erfolgreichen, populären Gustav Freytag hatte besonderes Gewicht. Was er vermittelte, galt vielen seiner Leser als Norm, die man zu befolgen hatte. Ganz anders Friedrich Hölderlin. Auch mehr als 170 Jahre seinem Tod fasziniert er viele Menschen. Hölderlin lehnte die die Bindung des Lebens an eine von anderen gesetzte Zeitdisziplin ab. Genau das aber erwartete die bürgerliche Ehrbarkeit Württembergs, der Hölderlin entstammte. Hölderlin steht für einen nicht-bürgerlichen Weg in die Moderne. Er war kompromisslos: Das zeigen seine sozialen Schwierigkeiten und am Ende die Flucht in fremde Namen und der Austritt aus der allgemein gültigen bürgerlichen Zählung von Zeit.

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