Beschreibung
Behinderte und kranke Menschen erleben in vielen Bereichen Einschrän kungen und Diskriminierungen, so auch in der Sexualität. Dass behinderte Menschen ein Recht auf Sexualität haben, ist zentraler Bestandteil der Independent Living Bewegung, der internationalen Bürgerrechtsbewegung behinderter Menschen. Der skandinavische Raum hat hier die Vorreiterrolle inne, Österreich zählt zu den Nachzüglern. Selbstbestimmtes Leben sollte sich auch auf die Sexualität erstrecken. Doch anstatt einer selbstbestimmten, lustbetonten Sexualität herrscht eine Sexualität der Entmündigung, der Demütigung und des systematischen Missbrauchs vor. Institutionelle Beschränkungen (oft unter dem Prätext des vermeintlichen Schutzes), wie rigide Heimstrukturen, Unverständnis und Ablehnung durch das betreuende Personal und fehlende barrierefreie Räumlichkeiten charakterisieren die Situation. Selbstbestimmte Sexualität kann sich nur im Widerstand zu Aufpassern, Moralaposteln und Geschäftemachern entfalten. Dazu zählt auch, dass beeinträchtigte Menschen den Medienschutt vom "perfekten Körper" in ihren Köpfen überwinden. Das Buch versammelt Beiträge von MedizinerInnen, die sich mit verschiedenen Krankheitsbildern im Kontext der Sexualität beschäftigen und Texte behinderter Menschen, die mit beeindruckender Offenheit und gedanklicher Tiefe von ihrer unerhörten Lust erzählen.
Autorenportrait
geboren 1959, Vorstand der Abteilung für Anästhesie, Intensivmedizin, Schmerz und Palliativmedizin im Klinikum Klagenfurt. Mitbegründer der österreichischen Schmerzgesellschaft, führender Schmerz und Palliativmediziner, lebt in Klagenfurt