0

Anthologiespiele. Den Kanon erfinden

Literatur - Wissen - Poetik 10

Erschienen am 01.09.2022
CHF 77,40
(inkl. MwSt.)

Wird für Sie besorgt.

In den Warenkorb
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783487159669
Sprache: Deutsch
Umfang: 446
Auflage: 1. Auflage
Einband: Gebunden

Beschreibung

Das Erfinden von Autorinnen und Autoren ist ein beliebter Spaß der Literatur. Warum aber wird eine ganze Anthologie fingiert? Anthologien gelten als trockene Metagattung, trotz der aus dem Griechischen abgeleiteten Blütenmetaphorik. Sie prägen aber Vorstellungen von National- und Weltliteratur, wirken als stille Agenten der Kanonbildung. Fiktive Anthologien versammeln imaginäre Autorinnen und Autoren und ordnen die von ihnen vorgeblich verfassten Texte nach Epochen oder Gattungen. Der wahre Autor tarnt sich als Herausgeber oder Übersetzer. Solche "Anthologiefiktion" ist ein doppelbödiges Spiel mit Grundfragen der Literatur: Autorschaft, Fiktion, Kanon. Sie ist eine Form der Metaliteratur, die Ordnungsprinzipien hinterfragt, vergleichbar der Lexikonliteratur. Sie ist Machtkritik, denn sie erfindet einfach, was vorgeblich fehlt. Ihre anthologisch inventarisierten literarischen Felder bilden alternative Karten der europäischen und der Weltliteratur. Der Auftakt zu den "Anthologiespielen" wird in der bulgarischen Literatur gesetzt, im Sinn transnationaler Literaturwissenschaft, die Zentrum und Peripherie unterläuft. Von dort folgt die Studie exemplarischen Verflechtungen durch Romantik, Symbolismus, Postmoderne und mündet in einen illegitimen Vergleich mit der brasilianischen Moderne.

Leseprobe