Beschreibung
Kleine Welt, große Welt: Ist das nicht ein Short-cut für die Poesie als solche? Die große Welt in die kleine Form zu bringen; die ewigen Fragen auf menschliche Größe zu trimmen? Nadya Radulova macht genau das in ihrem gleichnamigen Gedichtband: Ein Lebensmittel-Discounter kann dann Spuren antiken Lebens enthalten, Migration trifft auf antiken Mythos, und unseren Toten begegnen wir bei einer Autopanne, wenn allein die Lichter der nahen Tankstelle Rettung versprechen. Die Autorin bedient sich dabei des klassischen Verfahrens der Metamorphose, des Gestaltwechsels. Die Annahme einer anderen Leibes- und Lebensform kann Ausdruck sein von Lust, aber auch Flucht. Anders als ihr großer Vorgänger Ovid erzählt die bulgarische Dichterin die Gewaltgeschichte der Metamorphosen aus weiblicher, nein feministischer Perspektive. Und neben den Frauen von gestern und heute stehen ihre Kinder, die mit der Schaukel eine Weltumrundung zustande bringen. Kleine Welt, große Welt.
Autorenportrait
Nadya Radulova (*1975) ist eine bulgarische Dichterin, Übersetzerin und Lektorin. Sie studierte Linguistik und Gender Studies in Sofia und Budapest. Ihre Promotion im Fach mit dem Thema "Figuren der Weiblichkeit im literarischen Modernismus" absolvierte sie an der Sofioter Universität. Sie wurde mehrfach ausgezeichnet sowohl als Dichterin als auch als Übersetzerin aus dem Englischen.