Beschreibung
Das Buch behandelt ein spezielles Thema, das vor allem Zeithistoriker und Fachvertreter ansprechen soll: die österreichische Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft in der NS-Zeit und der Nachkriegszeit. Die Bandbreite der Darstellung reicht von der (zentralen) amtlichen Statistik über die statistische Lehre an den Universitäten bis zu den wissenschaftlichen Vereinigungen, Publikationsorganen und (internationalen) Kongressen. Einen Schwerpunkt der Darstellung bilden auch die Volkszählungen von 1939 und 1951. Bei der Volkszählung von 1939 wurden erstmals auch in der damaligen "Ostmark" die Juden und "jüdischen Mischlinge" nach den "rassischen" Kriterien der Nürnberger Gesetze erfasst. Götz Aly/Karl Heinz Roth sowie Jutta Wietog sind für Deutschland der Frage nachgegangen, ob Volkszählungsdaten zur Erstellung von "Transportlisten" in die Konzentrationslager Verwendung fanden. Gudrun Exner und Peter Schimany zeigen in diesem Buch auf, dass die Daten aus der Volkszählung zumindest in der "Ostmark" mit sehr großer Wahrscheinlichkeit nicht zur Erstellung von Deportationslisten in die Vernichtungslager missbraucht wurden. Das Buch bewegt sich jedoch nicht nur im Kontext dieser historischen "Volkszählungsdebatte", sondern im Umfeld der jüngeren deutschen Bemühungen um eine Aufarbeitung der Vergangenheit der deutschen Bevölkerungswissenschaft, in welche auch die österreichische Bevölkerungsstatistik zumindest in den Jahren 1938 bis 1945 verflochten war. Die Zeit von 1945 bis 1955 war dagegen durch den mühsamen Wiederaufbau des darniederliegenden Wissenschaftsbetriebes gekennzeichnet.