Beschreibung
In den im Jahr 1803 erstmals erschienenen 'Alemannischen Gedichten' stellte Johann Peter Hebel Lebensart, Landschaft und Dialekt seiner Heimat, des Markgräflerlandes, dar. Die Gedichte erfuhren eine breite, teilweise begeisterte Zustimmung, unter anderem von Jean Paul und Goethe. Es ist der Vorstellungshorizont der einfachen Leute, der Bauern und kleinen Handwerker, der in Hebels Gedichten in alemannischer Mundart poetisiert wird: Volksglauben an Naturgeister, Spinnstuben-Erzählungen und Legenden finden sich ebenso wie Idyllen und Genrebilder. Gerade in der Mundart eröffnet sich der poetischen Sprache ein fast unbegrenztes Feld von Nuancen, Akzenten, Verfeinerungen, wie sie in der Schriftsprache nicht verfügbar sind. Der von Wilhelm Zentner herausgegebene Band bietet neben dem alemannischen Text nach der Ausgabe letzter Hand von 1820 eine hochdeutsche Übertragung der Gedichte von Richard Gäng sowie Anmerkungen und eine Einleitung.
Autorenportrait
Johann Peter Hebel, 10. 5. 1760 Basel - 22. 9. 1826 Schwetzingen. Nach dem frühen Tod seiner Eltern, die im Dienst eines Basler Patrizierhauses standen, ermöglichten ihm Vormund und Gönner den Besuch des Karlsruher Gymnasium illustre (1774-78) und das Studium der protestantischen Theologie in Erlangen (1778-80). Nach dem Staatsexamen war er zunächst als Pfarrgehilfe in Hertingen, dann als Lehrer in Lörrach (1783-91) tätig, bis er 1791 eine Stelle als Subdiakon am Karlsruher Gymnasium erhielt (1792 Hofdiakon, 1798 a. o. Professor, 1808 Direktor). Als er 1814 in die ev. Ministerialkommission berufen wurde, gab er die Stelle des Direktors auf, unterrichtete aber weiter. 1819 folgte die Ernennung zum Prälaten der ev. Landeskirche; damit war er zugleich Mitglied des Landtags und der kirchlichen Generalsynode. 1821 ehrte ihn die Universität Heidelberg mit dem Dr. h. c. H. trat literarisch zuerst mit alemannischen Dialektgedichten hervor, zu denen ihn die Sprache der mhd. Minnesänger angeregt hatte und die mit ihrer Konzentration auf eine Landschaft, ihre Menschen, ihre Sprache und ihre Vorstellungswelt das Bild eines einheitlichen Kosmos entstehen lassen. Seit 1803 schrieb er Beiträge für den
Badischen Landkalender, für den das Gymnasium das Privileg besaß. Auf Grund eines Gutachtens wurde er 1806 Leiter des Unternehmens, das 1808 den neuen Titel
Der Rheinländische Hausfreund oder Neuer Calender [...] bekam. Die Vielfalt der Themen der Kalenderbeiträge spiegelt sich auch in H.s berühmtem
Schatzkästlein, das neben den eigentlichen, durch die Gestalt des fiktiven Hausfreundes vermittelten und mit großer Kunst 'einfach' erzählten Kalendergeschichten moralisierend-didaktische Texte, Rechenexempel, nützliche Lehren und zeitgeschichtliche Artikel enthält und - wie regelmäßig der Leseteil des Kalenders - mit einer kosmologischen Betrachtung beginnt. In: Reclams Lexikon der deutschsprachigen Autoren. Von Volker Meid. 2., aktual. und erw. Aufl. Stuttgart: Reclam, 2006. (
UB 17664.) - © 2001, 2006 Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart.