Beschreibung
Konfessionswerdung im Zeitalter der Reformation Der Band 100 der QuFRG stellt die böhmische Reformationsgeschichte in ihrem frühneuzeitlich-europäischen Kontext in den Mittelpunkt: Der Großteil der böhmischen Bevölkerung gehörte im 15. und 16. Jahrhundert einer Nationalkirche an, die sich auf Jan Hus und seine Mitstreiter berief. Die Abendmahlsfeier unter beiderlei Gestalt (sub utraque specie) praktizierend und deshalb als Utraquisten bezeichnet, führten die Glieder dieser Kirche ein partikular- und landesrechtlich legitimiertes Sonderleben am Rande der Papstkirche. Als Schismatiker geduldet, sahen sich die Utraquisten selbst als legitime Glieder der römischen Kirche an. Mit Beginn und unter dem Einfluss der Wittenberger Reformation setzte jedoch ein Prozess ein, der dazu führte, dass die Mehrheit der Utraquisten sich 1575 auf Grundlage der Confessio Bohemica zur Reformation bekannte. Die vorliegende Studie wertet erstmals das einschlägige und bislang weitestgehend unübersetzte Quellenmaterial umfassend aus und rekonstruiert, wie sich der böhmische Utraquismus von einer vornehmlich rituell-liturgisch devianten Erscheinungsform des lateineuropäischen Christentums in Wechselwirkung mit der Wittenberger Reformation zu einer eigenständigen reformatorischen Konfessionsgemeinschaft entwickelte. Sie stellt damit zugleich den ganz eigenen Charakter der böhmischen Reformation heraus. Was wurde aus der Lehre von Jan Hus? Ein besonderer Aspekt der Geschichte der Reformation im frühneuzeitlichen Mitteleuropa Auf der Grundlage zahlreicher bisher nicht ausgewerteter Quellen
Autorenportrait
Christine Marianne Schoen, Dr. theol., geb. 1991, studierte Evangelische Theologie in Saarbrücken, Mainz, Prag, Leipzig und Wuppertal, zurzeit Vikarin in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau.