Beschreibung
Das Speculum universale des Radulfus Ardens (gestorben um 1200) ist die umfangreichste Gesamtdarstellung einer theologischen Ethik im 12. Jahrhundert. Sie umfasst eine allgemeine Tugendlehre und eine breite Entfaltung der einzelnen Tugenden und Laster. Während die Frühscholastik die Tugenden vor allem als Resultat der Gnade Gottes verstand, thematisiert sie Radulfus auch von der Seite des Menschen her. Er entwickelt vor der Rezeption der Nikomachischen Ethik des Aristoteles eine eigenständige Untergliederung der Tugenden, die er erstmals auch in den Vermögen der Seele verankert. Der Band enthält die entscheidenden Passagen aus Buch I und V mit der Analyse des Entwicklungsprozesses der Tugenden und Laster.
Autorenportrait
Über das Leben des Magister Radulfus, erst in späteren Handschriften mit dem Beinamen "Ardens", ist kaum etwas Sicheres bekannt. Seine Herkunft aus Beaulieu-sous-Bressuire bei Poitiers lässt sich ebenso wenig eindeutig belegen wie die Angaben, er sei Kaplan König Richards I. Löwenherz, Archidiakon in Poitiers und Magister in Paris gewesen. Eine Handschrift nennt als Todestag den 12. September, das Todesjahr muss um 1200 liegen. Gemäß seiner Werke gehörte er dem späteren Kreis der Porretaner zu.