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Sauerländische Mundart-Anthologie VII

Lüdenscheider Prosa der Weimarer Zeit, Sauerländische Mundart-Anthologie 7

Bürger, Peter /
Erschienen am 01.06.2018
CHF 10,70
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783752804096
Sprache: Deutsch
Umfang: 236
Auflage: 1. Auflage

Beschreibung

Zu diesem Reprint: Bis zum Ende des Kaiserreiches sind in der südwestfälischen Mundartliteratur neben rund 50 männlichen Textproduzenten nur zwei Frauen hervorgetreten: die "kurkölnische" Sauerländerin Christine Koch (1869-1951) und die 1875 geborene Lüdenscheiderin Emma Cramer-Crummenerl. Die jüngere Autorin konnte in Lüdenscheid offenbar komfortable Verlagsmöglichkeiten nutzen und ist als die produktivste Mundartdichterin des gesamten märkischen Sauerlandes zu betrachten. Ihre 1928 bei Max Eckardt verlegten "Gesammelten Romane und Erzählungen" enthalten ungewöhnliche Prosawerke, die in diesem 7. Band der Sauerländischen Mundart-Anthologie als Fraktur-Reprint erneut ediert werden. Die Lüdenscheiderin erzählt nicht mehr nur von einer längst in Auflösung befindlichen bäuerlichen Kultur. Sie holt auch die Welt der Arbeiter in ihre plattdeutschen Geschichten. Damit ist sie im Sauerland eine - recht einsame - Pionierin. Die Offenheit für Mundarttexte im Lüdenscheider Verlagswesen der Weimarer Jahre lässt vermuten, dass es 1928 noch ein nennenswertes Publikum mit "plattdeutscher Erstsprachlichkeit" gab. Junge Leute oder gar Schüler haben wohl nur in Ausnahmenfällen dazu gehört. Die Sprachweitergabe am Ort war - in der Breite - schon um 1900 abgebrochen.

Autorenportrait

Emma Crummenerl, geboren am 27. Februar 1875, ist erst fünf Jahre alt, als die Familie vom Geburtsort Lüdenscheid nach Breslau zieht. Noch während der Volksschulzeit stirbt der Vater. Die Mutter kehrt mit ihren beiden Kindern zurück ins Sauerland, wo sie zunächst in der Fabrik den Lebensunterhalt für sich und die Kinder sichert. Der "Lüdenscheider General-Anzeiger" druckt bereits 1905/1906 kleine Gedichte und Erzählungen der inzwischen verheirateten Emma Cramer-Crummenerl; 1907 erscheint in diesem Blatt ihre erste hochdeutsche Novelle. Für den "General-Anzeiger" und weitere westfälische Zeitungen wird sie in den kommenden Jahren zahllose Beiträge schreiben. Schon vor dem Krieg des Kaiserreichs spricht sich dabei eine leidenschaftliche Anhängerin des Hohenzollern-Kultes aus. Der Lüdenscheider Verlag W. Crone jr. bringt 1916 eine Sammlung ihrer Dichtungen heraus, die zum beträchtlichen Teil aus Kriegspropaganda und nationalistischen Überspanntheiten bestehen. In einer unregelmäßigen - plattdeutschen - Kolumne "Lechtstünnecken" für den "Generalanzeiger" nimmt Emma Cramer-Crummenerl oft die Perspektive der 'kleinen Leute' ein und verfolgt ihre Mission als streitbare Kulturkonservative, z.B. wider die moderne Mode der Seidenstrümpfe. Auch populäre plattdeutsche Erzählungen und Romane erscheinen in den 1920er Jahren zunächst als Zeitungsserien. Nach 1933 bekleidet die regimetreue Autorin das Amt einer Kulturreferentin der NS-Frauenschaft. Es kommt zu Spannungen, weil sie sich vom christlichen Bekenntnis nicht lösen will, doch von Widerstand kann keine Rede sein. Noch nach 1945 ist die Lüdenscheiderin als Verfasserin sogenannter "Frauenromane" hervorgetreten. Im Einzelfall zeigt sie den zaghaften Versuch, einen kritischen Blick auf die NS-Vergangenheit zu werfen. Die Autobiographie von 1954 ist hingegen als Zeugnis der Verdrängung zu werten.

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