Beschreibung
Claudius Marius Victorius, ein Rhetor aus Marseille, schrieb wohl in der 1. Hälfte des 5. Jahrhunderts ein Bibelepos in lateinischen Hexametern mit dem Titel Alethia ("Wahrheit"). Die Alethia besteht in ihrer überlieferten Form aus drei Büchern, die die ersten 19 Kapitel der Genesis bis zur Zerstörung von Sodom und Gomorrha nacherzählen und kommentieren. Dabei wird die Handlung auf wenige Protagonisten konzentriert, um den disparaten Stoff in einer einheitlichen Linie erzählen zu können: Adam und Eva (Buch 1), Kain und Noah (Buch 2), Noahs Söhne und Abraham (Buch 3). Victorius ist besonders an Fragen der kulturellen Entwicklung der Menschheit interessiert, dem Thema der Erkenntnisfähigkeit des Menschen für das Göttliche sowie der göttlichen Güte und Fürsorge, insbesondere angesichts von göttlichen Strafmaßnahmen. Themen wie freier Wille, göttliche Gnade und menschliches Verdienst werden im Kontext semipelagianischer Positionen behandelt. In der vorliegenden Ausgabe wird der Text der Alethia zum ersten Mal ins Deutsche übersetzt und ausführlich kommentiert, während die Einleitung alle wichtigen Fragen der Entstehung sowie des historischen und literaturgeschichtlichen Kontextes dieses spätantiken Bibelepos behandelt.
Autorenportrait
Dr. Thomas Kuhn-Treichel ist Klassischer Philologe und Lehrbeauftragter am Institut für Klassische Philologie und Komparatistik der Universität Leipzig