Beschreibung
Im Jahr 2012 schlug ein Gedicht von Günther Grass hohe Wellen, das sich in offen kritischer Form gegen die Nahostpolitik Israels aussprach. Etwa zeitgleich entfachte in den deutschen und österreichischen Medien eine Diskussion über die Rechtmäßigkeit religiös motivierter Beschneidungen von Jungen. Pressestimmen und LeserInnenbriefe beschränkten sich in beiden Fällen nicht nur auf die politische, beziehungsweise die medizinisch-rechtliche Ebene, sondern gaben berechtigten Anlass zu der Frage nach einem latenten bis offenen Antisemitismus im deutschsprachigen Raum. Dieser Band vereinigt zwei unterschiedliche Studien der Forschungsfrage, ob und inwieweit Antisemitismus in der österreichischen Presse anzutreffen ist. Eingehend beschäftigt sich Bernadette Pensch mit der medialen Diskursanalyse zur Beschneidung von Jungen. Dabei nähert sie sich dem Thema über einen religionsgeschichtlichen Ansatz, in dem sie die Hintergründe der Beschneidung in Judentum und Islam beleuchtet. Petra Andorfer-Leithgöb konzentriert sich in ihrer Studie auf die Frage, ob die beiden medialen Diskurse von 2012 tatsächlich einen offenen oder sekundären Antisemitismus erkennen lassen. Zusammen bieten die Studien den religionsgeschichtlichen und kontextuellen Hintergrund für beide Debatten und konvergieren trotz eigenständiger Sujets in ihrer Metareflexion über den Antisemitismus.
Autorenportrait
Petra Andorfer-Leithgöb ist als Katholische Religionslehrerin an AHS und BHS in Graz tätig. Sie studierte Katholische Fachtheologie in Rijeka/Zagreb sowie Katholische Religionspädagogik, Masterstudienabschluss Religionswissenschaft (2013) und Angewandte Ethik (2015) an der Karl-Franzens-Universität Graz. Bernadette Pensch ist Pressereferentin in Wien. Sie studierte Vergleichende Religionswissenschaft (Diplom) und Soziologie (BA) an der Universität Wien, sowie Werbung und Verkauf an der Wirtschaftsuniversität Wien.