Beschreibung
Zunächst lateinisch gedruckt wurden 1641 in Paris die Méditations sur la philosophie première, dans laquelle sont démontrées l'existence de Dieu et l'immortalité de l'âme (so der Titel einer französischen Übersetzung von 1647; deutsch 'Meditationen über die Erste Philosophie, in der die Existenz Gottes und die Unsterblichkeit der Seele bewiesen wird'). Die zweite Auflage 1642 in Amsterdam erschien mit geändertem Untertitel, 'denn ich kann nicht beweisen, daß Gott die Seele nicht vernichten könnte, sondern nur, daß sie von völlig anderer Natur als der Körper ist und nicht mit dem Körper stirbt' (Brief an Marin Mersenne vom 24. Dezember 1640). Der Untertitel lautete nun: Méditations sur la philosophie première, dans laquelle sont démontrées l'existence de Dieu et la distinction de l'âme et du corps (deutsch 'Meditationen über die Erste Philosophie, in der die Existenz Gottes und der Unterschied zwischen Seele und Körper bewiesen wird'). ese Schrift stieß bei den Theologen in Utrecht und Leiden auf so heftige Ablehnung, daß Descartes 1645 einen Umzug nach England erwog und in den Folgejahren Holland mehrmals fluchtartig zu Reisen nach Frankreich verließ. 1663 wurden die Schriften Descartes vom Heiligen Stuhl auf den Index Librorum Prohibitorum gesetzt. Nach seinem Tod kamen Klagen auf, er habe bei seinen naturwissenschaftlichen Studien keinen Raum für Gott gelassen. Dabei traten die Jesuiten an vorderster Front für das Verbot seines Werks ein. Auf die Indizierung von 1663 folgte eine lange Reihe von Verboten, darunter 1691 der königliche Bann gegen die Verbreitung aller Lehren Descartes an französischen Schulen. Der Neusatz des Textes folgt der Ausgabe Berlin 1870. Der lateinische Erstdruck erschien 1641 in Paris. Die Rechtschreibung wurde entsprechend den Regeln der alten deutschen Rechtschreibung teilweise modernisiert.
Autorenportrait
René Descartes (1596-1650) berühmter französischer Philosoph, Mathematiker und Naturwissenschaftler, gilt als der Begründer des modernen frühneuzeitlichen Rationalismus, den Spinoza, Malebranche und Leibniz kritisch-konstruktiv weitergeführt haben. Von ihm stammt der berühmte Spruch »cogito ergo sum« (Ich denke, also bin ich), der die Grundlage seiner Metaphysik bildet, aber auch das Selbstbewußtsein als genuin philosophisches Thema eingeführt hat. Seine Auffassung bezüglich der Existenz zweier voneinander verschiedener Substanzen (Geist und Materie) ist heute als cartesianischer Dualismus bekannt und steht im Gegensatz zu den verschiedenen Varianten des Monismus sowie zur dualistischen Naturphilosophie Isaac Newtons, der die Wechselwirkung aktiver immaterieller Kräfte der Natur mit der passiven Materie lehrt. Descartes ist zudem der Begründer der analytischen Geometrie, welche Algebra und Geometrie verbindet. Seine naturwissenschaftlichen Arbeiten sind zwar früh durch die newtonsche Physik widerlegt worden, sie sind jedoch nicht gering zu schätzen, da Descartes einer der wichtigsten und strengsten Vertreter des Mechanizismus war, der die ältere aristotelische Physik abgelöst hat.