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Kreis, Dreieck und Quadrat ist nicht vieles und doch fast alles. - Cover

Kreis, Dreieck und Quadrat ist nicht vieles und doch fast alles.

Lindemanns Bibliothek 338

Erschienen am 01.08.2019
CHF 14,85
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783963080432
Sprache: Deutsch
Umfang: 40
Auflage: 1. Auflage
Einband: Gebunden

Beschreibung

(.) Im Zeitalter beschleunigter technischer Bildproduktion und -reproduktion besteht nun allerdings die Gefahr, dass sich die Kunstwerke gleichsam visuell abnutzen, dass auch hier wie bei der Sonatenform eine Erwartungshaltung eintritt, die möglicherweise eine echte Auseinandersetzung behindert. Wem es um intensive, einlässliche Beschäftigung geht, wer womöglich Anstöße geben will, der muss Wege finden, die aus dem Vorhersehbaren, Erwartbaren, Berechenbaren herausführen. Mehr noch: Er muss mit seinem Werk dem Vorhersehbaren, Erwartbaren, Berechenbaren widersprechen. Diesen Anspruch hat sich Dieter Schosser in höchstem Maße zu eigen gemacht. Er spricht allerdings nicht vom offenen Kunstwerk, vielmehr gebraucht er neuerdings die Formulierung Raw art. Allein, dass Schosser diesen Ausdruck wählt, ist signifikant. Schosser könnte ja auch wie einst der französische Künstler und Weinhändler Jean Dubuffet von art brut sprechen. Der Begriff art brut meint ähnlich wie raw art eine rohe, direkte, ungeschönte Kunst. Freilich ist die Bezeichnung art brut kunsthistorisch belegt, weckt also bestimmte Vorstellungen, und das wiederum bedeutet, dass die Aufmerksamkeit in eine vorgegebene Richtung gelenkt wird - genau das aber soll vermieden werden. Deshalb spricht Schosser von raw art, wobei raw ebensowenig mit grobschlächtig verwechselt werden darf wie offen mit beliebig. Schosser ist zunächst Maler, und man sieht seinen Arbeiten an, dass er genau weiß, wie eine Pinselgeste oder ein Farbakzent zu setzen ist, damit so etwas wie ästhetische Spannung aufkommt. Er weiß aber auch, dass hinter dieser Fähigkeit die Gefahr der Routine lauert - und zwar nicht nur bei ihm als dem, der die Bilder in die Welt setzt, sondern auch bei denen, die diese Bilder betrachten. Dieser Gefahr begegnet er, indem er Elemente in seine Arbeiten hineinnimmt, die andere Menschen nicht einmal in ihrem Briefkasten dulden, billige Werbeanzeigen beispielsweise. (aus dem Vorwort von Michael Hübl)