Beschreibung
(Please scroll down for English version) Was in anderen Familien das Gästezimmer ist, wurde in Anne Schönhartings Familie das "Afrikazimmer" genannt. Es befand sich bis vor kurzem in einer Doppelhaushälfte in Diera bei Meißen. Dort zog es in der Nachwendezeit in das Haus der Eltern ein. Vier Generationen lang war das "Afrikazimmer" der Ort für die Sammlung des Urgroßvaters Willy Klare. Dieser war von 1907 bis 1914 im Auftrag einer Liverpooler Handelsgesellschaft als Kakaoplantagen-Verwalter im heutigen Äquatorialguinea tätig und trug zahlreiche Objekte zusammen, darunter Waffen, Alltagsgegenstände, Tierpräparate und Schmuck. Zusätzlich sind hunderte Fotografien sowie Briefe und Postkarten aus dieser Zeit erhalten. Über vier Generationen hat die Familie an dieser Sammlung festgehalten, sie immer wieder neu für sich in den Wohnräumen arrangiert und durch eigene Reisesouvenirs erweitert. Zu DDR-Zeiten war das Zimmer identitätsstiftend, ein Symbol für Ferne und Weite, für die Freiheit zu reisen. Afrika galt als Sehnsuchtsort, der koloniale Hintergrund der Artefakte blieb weitgehend unreflektiert, die Provenienz unhinterfragt. Nach dem Tod der Eltern sah sich die Fotografin persönlich mit diesem Erbe konfrontiert - und setzt es in ihrer Arbeit und diesem Buch nun in veränderte Kontexte. Mit ihren eigenen Bildern und Reproduktionen der ererbten Artefakte und Fotografien begibt sich Anne Schönharting auf eine assoziative Reise in eine ihr unbekannte Historie und tritt bewusst ein in einen persönlichen Dialog mit der Vergangenheit ihrer Familie, mit der deutschen und europäischen Geschichte und der ganz privaten, als auch gesellschaftlichen kolonialen Verantwortung. What other families call the guest room, was known as the "Africa Room" in Anne Schönharting's family. Until recently it was located in one half of a semidetached house in Diera near Meissen, where it had been moved after German unification. The "Afrika Room" was where the collection of her great-grandfather Willy Klare was kept for four generations. From 1907 to 1914 Klare worked for a Liverpool-based trader as a cacao plantation manager in what is now Equatorial Guinea. There he collected many objects, including weapons, everyday objects, animal preparations, and jewelry. In addition, the collection contains hundreds of photographs as well as letters and postcards from this period. For four generations the family kept this collection, continually rearranging it in their living space and adding their own travel souvenirs to it. During the GDR era, the room brought a sense of identity; it symbolized distance and broad expanses, the freedom to travel. Africa was considered a desirable destination;the colonial background and the provenance of the artifacts remained largely unconsidered. After her parents' death, the photographer was confronted with this legacy - and now places it in changed contexts in her work and this book. With her own pictures and reproductions of the inherited artifacts and photographs, Anne Schönharting embarks on an associative journey into a history unknown to her and consciously enters into a personal dialogue with her family's past, with German and European history, and with her own private and social colonial responsibility.