Beschreibung
1988 erhielt Manfred Paul die Einladung zu einer sechswöchigen Studienreise nach Paris. Für einen Fotografen aus der DDR damals eine seltene Gelegenheit, ein Land jenseits des eisernen Vorhangs zu erkunden. Von einem Mitarbeiter des französischen Kulturzentrums in Berlin konnte er sich eine Leica M3 ausleihen; durch den optischen Sucher dieser Kamera erlebte er Paris auf eine besondere Weise, was sein Sehen und sein Fotografieren nachhaltig veränderte. Die 65 Bilder in Paris 1988 kümmern sich nicht um das Paris der Touristen, sie sind auch keine sozial-dokumentarische Erkundung, sondern eine Einübung im postmodernen Sehen: gegen die Totale setzt Paul das Fragment, statt dem entscheidenden Augenblick aufzulauern, interessiert ihn die Peripherie der Ereignisse. Oberflächen, Schaufenster, die alltäglichem Zeichen und Ma-terialitäten des Urbanen - Eindrücke die sich nicht mehr zu einem Gesamtbild zusammensetzen, in denen sich aber auch die Atmosphäre jener Zeit vermittelt: Lair de Paris. Manfred Paul, der seit 1968 in Ost-Berlin lebt und arbeitet, zählt zu den wichtigen Vertretern der Autorenfotografie in der DDR.