Beschreibung
Der Völkermord an den Armenier*innen ist ein dunkles Kapitel in der türkischen Geschichte, das nach wie vor tabuisiert wird - ein Drama, das die nachfolgenden Generationen begleitet und belastet. Pinar Selek reflektiert in ihrem Essay, was es bedeutet sich in einer Gesellschaft neu zu orientieren, die aus irreführenden Geschichtsbüchern lernt, in der die armenische Kultur aus dem öffentlichen Leben eliminiert wurde. Aber auch, wie es ist, in linken Bewegungen aktiv zu sein, die diese Verleugnung verinnerlicht haben. Ein sensibles, engagiertes, oft auch selbstkiritsches Zeugnis einer Frau, die mit ihrem Schreiben einen schonungslosen Blcik auf das politische System in der Türkei wirft. »Wenn die Dinge so verlaufen, wie die türkische Regierung es sich vorstellt, wird Pinar, die ein höchst außergewöhnlicher Mensch, eine mehrfach ausgezeichnete Hochschuldozentin und eine brillante Erzählerin ist, zu einer weltweit gesuchten Kriminellen. Und das einzig und allein deswegen, weil sie in einem Land geboren wurde, in dem die verschiedenen Völker (Armenier*innen, Kurd*innen, Türk*innen usw.) gegeneinander aufgehetzt werden. Sie gehörte zu den wenigen Menschen, die es gewagt haben, diese Grenzen zu überschreiten, um Friedensgeschichten zusammenzutragen, wie es in ähnlicher Weise auch Osman [Kavala], Selahattin [Demirtas] und unser lieber Freund Hrant Dink, der 2007 erschossen wurde, getan haben. Und genau wie bei ihnen sind die offiziellen Anschuldigungen gegen Pinar unsäglich lächerlich.« Ece Temelkuran, Le Monde
Autorenportrait
Pinar Selek, ist Soziologin, Journalistin, Schriftstellerin und Menschenrechtsaktivistin. Sie machte sich mit ihren Schriften zur Armenien- und Kurd*innenfrage einen Namen und geriet deshalb 1998 zu Unrecht in der Türkei unter Terrorverdacht, kam ins Gefängnis, wurde dort gefoltert und schließlich viermal von allen Anklagepunkten freigesprochen. Sie konnte die Türkei schließlich verlassen und lebt seit 2011 als Geflüchtete in Frankreich, wo sie an der Universität von Nizza lehrt. 2023 wurde der Prozess in der Türkei gegen sie erneut aufgerollt. Glücklicherweise steht das Verfahren unter großer internationaler Beobachtung.