Beschreibung
Kreuzberg steht seit Jahrzehnten synonym für Bohème, Gastarbeiter- und Aussteigerdomizil, Abrisspolitik und Hausbesetzungen, Krawalle am 1. Mai, Off-Kultur, zuletzt für Proteste gegen Immobilienspekulation und Verdrängung der Alteingesessenen aus ihren Kiezen. Jürgen Enkemann konzentriert sich in seiner materialreichen Darstellung auf Kreuzberg als das andere Berlin, auf die hier besonders ausgeprägte Alternativität und Protestkultur sowie den besonderen multikulturellen Mix von Bewohnerinnen und Bewohnern. Er schlägt einen Bogen von der Gründung des südlich des älteren Berlins gelegenen Stadtraums als eigenem Berliner Verwaltungsbezirk (1920) über die Herausbildung des alternativen Milieus und damit des Mythos Kreuzberg in den 1960er-Jahren bis heute, wo Immobilienspekulation und Gentrifizierung gerade das alternative Milieu wieder vor neue Herausforderungen stellen.
Autorenportrait
Dr. Jürgen Enkemann, 1938 geboren, siedelte nach dem Studium der Germanistik, Anglistik und Philosophie in Göttingen 1963 nach Berlin über. Nach der Promotion war er zunächst Assistent am Institut für Englische Sprache und Literatur der Technischen Universität. Nach der Habilitation 1982 und universitären Lehraufträgen unterrichtete er Englisch an Einrichtungen des Zweiten Bildungsweges. Von 1998 bis 2008 lehrte er in den Fächern Anglistik und Cultural Studies an der Universität Potsdam. Er ist Mitgründer und Mitglied zahlreicher kommunal- politischer Initiativen in Kreuzberg. Seit Jahrzehnten publizistisch tätig, war er u. a. Mitherausgeber der alternativen deutsch-englischen Zeitschrift Hard Times, verfasste zahlreiche Aufsätze in Fachzeitschriften zu Themen wie Alternative Theatre und British Cinema und ist seit 1998 Herausgeber der Kiezzeitschrift Kreuzberger Horn.