Beschreibung
Das 19. Jahrhundert war in Europa die Zeit nationaler Identitätsbildung. Der Norden Europas, die Germanen und das Nibelungenlied dienten in Deutschland als Material für Narrative der politischen Kultur. Bis 1849 wurde der damit verbundene Volksbegriff überwiegend republikanisch verstanden, nach der Niederlage der Demokraten zunehmend völkisch-national. Der propagandistische Missbrauch des aus dem autoritären Kaiserreich stammenden deutschen Mythos durch die Nationalsozialisten und deren Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Namen des deutschen Volkes haben nicht nur zu einer sinnstiftenden kritischen Reflexion geführt, sondern das viel ältere Material nach 1945 auch stark tabuisiert. Dadurch blieb es allerdings in der Deutungshoheit des Rechtsextremismus. Der Tagungsband beschäftigt sich daher aus unterschiedlichen Wissenschaftsperspektiven mit den rechten Deutungsmustern und -interessen der Gegenwart, stellt den Stand der Forschung zu Germanen und deren Mythologie vor und skizziert Möglichkeiten, das Germanenthema anders zu erzählen.
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