Beschreibung
Hermann von Pückler-Muskau: Vorletzter Weltgang. Semilasso in Europa. Mit 3 Karten und einem Porträt des Autors. Im Jahr 2013 erschien im 'Verlag der Pioniere' der Band 'Semilasso in Afrika', in dem Hermann von Pückler-Muskau seine Reise durch Algerien und Tunesien beschreibt. Hier folgt ihm (bzw. geht ihm inhaltlich voraus) der Teil seiner Reise, der ihn von Bad Muskau nach Toulon führte, von wo aus er 1835 nach Algier übersetzte. Der Landbesitz des Fürsten Hermann von Pückler (1785-1871) in Muskau war einer der größten Preußens. Allerdings hatte die aufwendige Gestaltung der Parkanlagen den größten Teil seines Vermögens aufgezehrt. Im Bemühen, den Besitz zu retten, schlug seine Frau Lucie ihm 1823 vor, sich pro forma scheiden zu lassen und nach England zu reisen, um sich eine neue, und zwar eine reiche, Ehefrau zu suchen. Diese fand er zwar nicht, doch Lucie von Pückler gab die Briefe, die er ihr von der Reise geschrieben hatte, als Buch heraus und initiierte seinen ersten Erfolg als Schriftsteller. Diese Art des Gelderwerbs behagte dem Fürsten ungemein, und so begann er im Mai 1834 seine 'Grand Tour', die ihn über Frankreich, Tunesien, Griechenland, Ägypten, den Sudan und schließlich über die Türkei wieder nach Hause führen sollte. Die erste Station macht Pückler in Karlsbad; er durchquert Franken, reist am Main entlang Richtung Mainz und quert Nordfrankreich in Richtung Paris. Auf seinem Weg erforscht er Höhlen und Tunnel, Schlösser, Bergwerke und Kathedralen und liefert uns eine immer fundierte Beschreibung der darin befindlichen Kulturgüter. Eine Forderung zu einem Duell verhindert seine Weiterreise nach Amerika; stattdessen begegnet er in Paris der Familie des Königs und vielen alte Freundinnen und neuen Bekannten. Über das Tal der Loire gelangt er in die Pyrenäen und nach Toulon, der Hafenstadt, von wo aus seine Reise rund um das Mittelmeer beginnt. Sein Aufenthalt in Frankreich beschert uns eine 'Tour de Force' durch die europäische Historie - nur 20 Jahre nach Napoléon, dessen Auswirkungen auf die Staaten Europas wir immer noch täglich begegnen. Fürst Pückler war durch seinen wachen, gewitzten Geist, seine respektlose Humanität und seine enge Freundschaft mit einflussreichen Kulturschaffenden und Politikern eine wichtige Figur des Vormärz, der Jahre vor der deutschen Märzrevolution von 1848.
Autorenportrait
Der Landbesitz des Fürsten Hermann von Pückler-Muskau (30. Oktober 1785 - 4. Februar 1871) in Muskau an der Neiße dürfte einer der größten Preußens gewesen sein. Allerdings hatten die aufwendige Einrichtung der Parkanlagen und Pücklers Hingabe zur Extravaganz seit 1815 den größten Teil des Familienvermögens aufgezehrt. Im Bemühen, das Schloss und den Park zu retten, ließ sich der Fürst 1826 pro forma von seiner Frau Lucie scheiden und reiste nach England, um sich eine neue, und zwar eine sehr reiche, Ehefrau zu suchen. -- Eine solche fand er zwar nicht, doch die tatkräftige Lucie von Pückler redigierte die Briefe, die er ihr aus England und Irland geschrieben hatte, stellte sie zu einem Buch zusammen und initiierte damit seinen ersten Erfolg als Schriftsteller. Diese Art des Geldverdienens behagte dem Fürsten ungemein, und so begann er im Mai 1834 seine "Grand Tour", die ihn über Frankreich nach Algerien und Tunesien, weiter über Malta und Griechenland nach Ägypten und in den Sudan und schließlich über Israel, Syrien und die Türkei wieder nach Hause führte. In fünf Büchern mit insgesamt 17 Bänden veröffentlichte Pückler die aufgezeichneten Erlebnisse seiner Fahrt und erzielte einen großen schriftstellerischen Erfolg. -- Doch das Geld floss schneller dahin, als es durch die Buchverkäufe wieder hereinkam, und 1845 mussten die Pücklers ihren Besitz verkaufen, der als Fürst-Pückler-Park Bad Muskau heute zum Weltkulturerbe zählt. Nach der Tilgung der größten Schulden konnte er noch sein Erbschloss Branitz (bei Cottbus) umbauen -- und mit der Anlage eines neuen Parks beginnen. Fürst Pückler war beileibe kein Revolutionär, aber durch seinen wachen, gewitzten Geist, seine adlige Herkunft, seine respektlose Humanität und seine enge Freundschaft mit einflussreichen Kulturschaffenden und Politikern war er eine wichtige Figur des Vormärz, der Jahre vor der deutschen Märzrevolution von 1848. Der Zeitgenosse und geschätzte Gesprächspartner von Goethe und Humboldt stand in ständigem Kontakt mit den führenden Gestalten Europas, überliefert ist zum Beispiel, dass er während der Brautschau in London innerhalb von acht Monaten 1400 Visiten verrichtete - ein Pensum, das uns seine soziale Kompetenz erahnen lässt. -- Politisch fortschrittlich, sozial oder gar aufklärerisch wirkte er nicht aus Absicht, sondern im unbedachten, selbstverständlichen Nebenbei. Der Philosemit und preußische Patriot starb 1871 im Alter von 85 Jahren - kurz nachdem er sich noch für eine Teilnahme am Krieg gegen Frankreich gemeldet hatte. Er wurde in der vorbereiteten künstlichen Pyramide im See des Schlossparks von Branitz beigesetzt.