Beschreibung
Herr von Seylatz soll in einem österreichischen Provinznest eine Zwischenstufe in seiner Beamtenkarriere absitzen, aber er hat vor, das beste daraus zu machen. Phantasien von einfachen Kleinstadtmädchen werden wach, und immerhin wohnt auch sein alter Freund Titus Quitek hier, einst ein vielversprechendes Malertalent, jetzt Zeichenlehrer an der hiesigen Realschule. Schon bei der ersten Begegnung wirkt Quitek allerdings merkwürdig unglücklich und zerzaust. Um das Schicksal dieses gescheiterten Künstlers herum tut sich bald ein ganzes Panorama menschlichen Daseins auf. Vom Bürgermeister bis zur Prostituierten: gleichermaßen humorvoll-leichtfüßig wie düster-realistisch verwebt Hans Adler die Leidenschaften und Sehnsüchte, die erotische Gier, die Kaltblütigkeiten und das Durchwursteln aller Schichten dieses Provinzortes. Hans Adler erhielt für dieses Buch 1927 sofort den Künstlerpreis der Stadt Wien. 1947 erschien "Das Städtchen" zuletzt - und das ist viel zu lange her für diesen ganz besonderen, unterhaltsamen und tiefsinnigen Roman.
Autorenportrait
Hans Adler, geboren 1880 in Wien, wurde zunächst Jurist (u.a. beim k.k. Patentamt), und nebenbei gewannen seine Gedichte im "Simplicissimus" einen solchen Ruf, daß Kurt Tucholsky sie für eine Buchausgabe empfahl. Erst 1920 allerdings kam es dann unter dem Titel "Affentheater" tatsächlich zu dieser Gedichtsammlung. 1915 war Hans Adler aus Krankheitsgründen in den Ruhestand versetzt worden und hatte begonnen, als freier Schriftsteller zu arbeiten - besonders erfolgreich schließlich als Operettenlibrettist unter anderem für Operetten von Nico Dostal und für "Des Esels Schatten" von Richard Strauß (1949). 1926 erschien sein einziger Roman "Das Städtchen". Ab den dreißiger Jahren bis zum Ende des Krieges war Hans Adler nur aufgrund seines Nachnamens mehrfach antisemitischen Diffamierungen ausgesetzt und wurde im März 1938 deshalb sogar von der Gestapo vorübergehend verhaftet. 1957 starb er in Wien an den Folgen eines Autounfalls.