Beschreibung
Was Alexander Mitscherlich einst in seinem berühmten Buch über 'Die Unfähigkeit zu trauern' beschreiben hat, ist hier Teil der dichterischen Vorstellungskraft geworden.
Autorenportrait
Karl Günther Hufnagel (1928-2004; Studium der Philosophie, Anthropologie und Psychologie). »Er gehört zum Münchner Urgestein: zwischen 1960 und 1980 hat er Romane veröffentlicht, denen die Kritik Meisterschaft attestierte und den Autor ins Umfeld der Werke von Julien Green und Witold Gombrowicz rückte.« (Ivo Frenzel, NDR, 2002) Anfang der 2000er-Jahre erschienen nacheinander die Trilogie Wahn, dann die Aufzeichnungen eines Flüchtigen. Statt einer Biographie. Hier tauchen Gespenster aus der Vergangenheit auf, u.a. Hitler, ein kleiner hässlicher Mann, ein Gnom, der auf dem Tisch sitzt, die Beine reichen nicht bis zum Boden. Ein Größenwahnsinniger spricht. Im Zentrum der Texte Hufnagels steht der menschliche Wahn, jene geheimnisvolle, gefährliche Kraft, die eine zerstörerische Dynamik in Gang setzt. Hufnagel beleuchtet den dunklen Kontinent Wahn in seinen grotesken Ausformungen: den politischen, den Liebeswahn, den religiösen Wahn, der in Vernichtungsphantasien und Erlösungssehnsucht kulminiert. »Die Welt des Romans ist konsequent hässlich, aber sie funktioniert«, schrieb Lutz Hagestedt zu Geburt eines Dichters im Bürgerkrieg (Trilogie Wahn). »Es herrscht der permanente Bürgerkrieg. Für die Machenschaften der Presse steht das alte Wort Frevel, dessen religiöse Konnotation reichlich Nahrung enthält, weil dahinter, ebenso wie hinter dem Reinheitswahn des Terrorismus, ein Menschheitsproblem steht, wenn nicht gar ein metaphysisches Problem.«