Beschreibung
Keine fünfzehn Jahre ist es her, da wurden der Fall der Mauer und die Implosion der Sowjetunion als das 'Ende der Geschichte' bejubelt. Liberale Marktwirtschaft und säkularer Rechtsstaat hatten triumphiert und eine Welt ohne soziale Alternative hinterlassen. Heute ist die Feierlaune gründlich vergangen. Denn seit der Liberalismus seine Alternative verloren hat, ist seine Substanz beschädigt. So haben wir nun, zu Beginn des 21. Jahrhunderts, eine Vergangenheit, die nicht vergehen will, und eine Zukunft, die nicht kommt. Die Alternative zum Liberalismus war eine Katastrophe, doch der Verlust der Alternative ist kaum weniger katastrophal. Wenn der 'Sinn' sich nicht mehr im Politischen finden läßt, muß er wieder im Alten gesucht werden: in der Herkunft, der Volksgruppe, der Religion. Die Welt wird technisch immer moderner, ihre Sitten aber wieder archaischer. Säkularisierung und Modernisierung laufen auseinander, weltweit breitet sich neu eine uralte Religiosität aus. Das Denken wird durch das Gedenken ersetzt und verwandelt Leidensgeschichten in Mythen: in jenen Stoff, der neue Leidensgeschichten gebiert. Die Re-Theologisierung der Politik wird damit zum Kennzeichen unserer Epoche. Rudolf Burgers Analysen des politischen und kulturellen Klimas, seine pointierten und hintergründigen Einlassungen zählen zum Besten und intellektuell Ertragreichsten der zeitgenössischen politischen Philosophie.