Beschreibung
München 1928 - Der Mensch, dessen Geschichte hier beginnt, ist noch nicht geboren. Aber jedes Leben hat ein Vorleben. Eine unbestimmte Zeit hat das Schicksal oder wie wir es auch immer nennen wollen, seine Hand im Spiel und steckt die Rahmenbedingungen ab. Noch nicht auf der Welt, hat das Kind neben seinen genetischen, auch gleich seine sozialen Anlagen im Gepäck. Diese Anlagen bekommt es nicht von seinen Eltern mit, wie wir zu sagen pflegen, sondern es bekommt sie von ihnen nach und nach präsentiert, sobald es das Licht der Welt erblickt hat. Fortan trägt es daran. Walter ist vier Jahre alt, als sein Vater, Karl Chmielewski, der SS beitritt. Als er 1940 erster Schutzhaftlagerleiter des KZ Gusen, einem Nebenlager des KZ Mauthausen wird, geht Walter in Potsdam auf eine NS-Eliteschule. Walters Zukunft scheint vorgezeichnet. Doch es kommt anders. Die Mutter holt ihn nach Österreich, nach St. Georgen an der Gusen. Dort erlebt er als Schüler den Krieg, wird in den letzten Kriegstagen noch an die Front befohlen, erlebt den Untergang, Gefangenschaft, Flucht, erlebt Freundschaften, den stillen Widerstand der Mutter, das KZ. Und er erlebt seinen Vater, den man den Teufel von Gusen nannte. 'Dreimal in meinem Leben kam ich nach Gusen. Das erste Mal verlor ich meine Unschuld. Das zweite Mal meine Freiheit und das dritte Mal meine Heimat. Ich hatte unglaubliches Glück. - Tausende kamen nur einmal und verloren ihr Leben.' Walter Chmielewski