Beschreibung
Heinz-Otto Laub erschafft sich ab dem Jahr 1972 seine ihm eigene phantastische Bildwelt, genau diese Sur-Realität. Mit bildnerischen Mitteln, wie sie bei De Chirico oder Magritte gefunden werden, macht sich Heinz-Otto Laub schon 1965 auf den künstlerischen Weg, den er mit dem Studium an der Münchener Akademie fünf Jahre später bewusst weitergeht und sein ganzes Leben mit unterschiedlichen Akzentuierungen konsequent verfolgt. Von ganz besonderer Bedeutung sind für Laub die halbautomatischen Verfahren, die prinzipiell auf den französischen Psychologen Pierre Janet zurückgehen, der um 1890 die Écriture automatique zur Persönlichkeitsforschung eingesetzt hat. Für die Kunst fruchtbar genutzt hat das Verfahren, bei dem die Kontrolle des Verstandes weitgehend ausgeschaltet wird, Oscar Dominguez um 1934 in der Form der Décalcomanie. Diese findet sich mit altmeisterlicher Maltechnik weiter entwickelt in vielen Gemälden von Laub. Im gesamten Werk von Heinz-Otto Laub sind diese Gestaltungsmittel und weitere wie etwa die Frottage verwendet, aber darüber hinaus wird auch eine malerische Konsequenz über Jahrzehnte deutlich, die sich teilweise aus dem biographischen Kontext erklärt, aber mehr noch aus dem ihm eigenen nachhaltigen bildnerischen Wollen - und das gegen den Trend in der Kunstszene, der insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg mit deutlich politischen Positionierungen einherging. Im Katalog wird mit den zahlreichen Bildtafeln der künstlerische Werdegang Seite für Seite rein visuell nachvollziehbar, aber auch die persönliche Schwerpunktsetzung, durch die die Auswahl bestimmt wurde. Vor dem Abschnitt mit den Bildtafeln hat der Künstler in einer Einführung aufschlussreiche und teils private Aspekte zum künstlerischen Schaffen eingefügt. Die Einbeziehung des Rezipienten als einem selbstbewusst und eigenständig Deutenden ist erwünscht. Auffällig ist dabei, wie Wirklichkeit und Phantastik beschrieben werden als eine Art Symbiose, die mal kontrastiv, mal grenzüberschreitend die Bildwirkung und Bildbedeutung in die Mehrdeutigkeit zwingt und dadurch so faszinierend wird. Das Werkverzeichnis schließlich ist ein Gesamtverzeichnis mit detaillierten Angaben zu allen wichtigen Fakten, wie sie im Museumswesen üblich sind. In den biographischen Skizzen wird sowohl die Entwicklung des Menschen Heinz-Otto Laub fassbar, zumindest einige Eigenschaften, die in seinem Werk zum Ausdruck kommen, als auch der Werdegang eines Künstlers. Dass Lebensumstände und Zufälle auch eine Rolle gespielt haben, wird geschildert, aber beeindruckender ist die immer wieder feststellbare Zielstrebigkeit zur Verwirklichung künstlerischer Vorstellungen und Ideen. Zum Schluss wird dieses opulente Buch mit einer reichhaltigen Dokumentation zu Veröffentlichungen und zu den Ausstellungen abgerundet. (aus dem Vorwort)