Beschreibung
Die Aufgabe einer philosophischen Anthropologie besteht darin, sich möglichst unvoreingenommen mit den Fragen nach dem Menschen in seiner Lebenswelt zu beschäftigen, um Antworten darauf zu finden, was unter dem Begriff ,Mensch' zu verstehen ist. Der hier entwickelte Ansatz sucht dabei sowohl geist-metaphysische als auch naturwissenschaftliche Konzepte zur ,Entschlüsselung' des Bewusstseins zu vermeiden und stellt stattdessen den menschlichen Leib und den Menschen als Subjekt in den Vordergrund. Ziel des Buches ist es, auf diese Art eine Alternative sowohl zu ,materialistischen' als auch zu ,idealisti-schen' Perspektiven zu entwickeln. Dafür gilt es zu zeigen, wie wir zu unserem Körper-Verständnis kommen, und welche Rolle der Leib bei der Konstitution unseres Bewusstseins und unserer Welt-Wahrnehmung spielt. Ein solcher leibphänomenologischer Ansatz unterscheidet sich von der naturwissenschaftlichen Anthropologie der modernen Medizin dadurch, dass letztere eine Menge an Vorannahmen macht, die meist nicht ausgewiesen werden. Dagegen wird hier eine Art phänomenologische ,Basiswissenschaft' betrieben, die sich mit dem beschäftigt, was die Naturwissenschaften nicht in ihren Blick bekommen. Denn es geht um Fragen danach, wie wir als Subjekte oder Personen in unserer Lebenswelt zu unseren Objekten, Gegenständen, Dingen oder Körpern kommen; und dazu zählen auch die Gegenstände, die als Basis dienen, von der aus dann die wissenschaftlichen Abstraktionsleistungen in der naturwissenschaftlich-medizinischen Anthropologie zu ihren Erkenntnissen und beeindruckenden Manipulationsmöglichkeiten fortschreiten.
Autorenportrait
Guido Rappe: 1994 Dr. phil., Kiel, Philosophie. 199496 Aufenthalt in Japan als Stipendiat der Alexander von HumboldtStiftung und der Japan Society for the Promotion of Sciences sowie als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der KyotoUniversität. 1999 Dr. phil. Habil., Karlsruhe, Philosophie. Ab 1997 apl. Prof., Lehrbeauftragter am Institut für Philosophie der Universität Karlsruhe.