Beschreibung
'Gemeinschaft' gehört zu den schillernden Vokabeln der Moderne. Das Aufeinanderprallen einer vermeintlich warmen Gemeinschaft mit einer als kalt empfundenen Gesellschaft steht sinnbildlich für die Geburt soziologischen Denkens am Ende des 19. Jahrhunderts. In diesem Begriff spiegelt sich beinahe idealtypisch das Unbehagen an der Moderne. Im semantischen Speicher der Lebenswelt erscheint Gemeinschaft als Schlüssel zu einer Sozialität, die im Prozess der Modernisierung verdrängt, ausgelöscht, verhindert oder verbannt wurde. Diese positiven Konnotationen sind im Laufe der Geschichte indes zunehmend verblasst. Spätestens im Anschluss an die erschreckenden Erfahrungen des zwanzigsten Jahrhunderts, in deren Epizentrum die verhängnisvolle Idee der Volksgemeinschaft zirkulierte, hat der Begriff seine vormalige Unschuld endgültig verloren. Diese Kontamination der Gemeinschaftsidee macht bis heute eine neutrale Annäherung an die Thematik unmöglich. Der sozialwissenschaftliche Diskurs zeigt sich entsprechend gehemmt, erst in jüngster Zeit rückt das Thema erneut in den Mittelpunkt eines dezidiert systematischen Denkens. Dieser Band begibt sich auf Spurensuche in einem faszinierenden, aber unwegsamen Gelände.
Autorenportrait
Lars Gertenbach, Henning Laux, Hartmut Rosa und David Strecker lehren und forschen am Lehrstuhl für allgemeine und theoretische Soziologie an der Universität Jena, dessen Inhaber Hartmut Rosa neben einer regelmäßigen Gastprofessur an der New School University, New York, ist.