Beschreibung
Nach einer Periode von mehr als 15 Jahren, in der ich mich auf vielen Reisen nach Afrika mit Aufenthalten an afrikanischen Universitäten und bei zahlreichen Gegenbesuchen afrikanischer Kollegen mit afrikanischer Philosophie vertraut zu machen versuchte, reise ich nun sehr viel weniger und beschäftige mich mit der Frage, wie die Dimension des Interkulturellen in der Philosophie Form gegeben werden kann. Es geht (1) nicht um eine Rückkehr zu sich im Hegelschen Sinn, bei der die Ausgangsprämissen konkretisiert worden sind, eher im Schillerschen Sinn: Fremd kehrt er heim ins Vaterhaus. So ist die nächste (2) Frage: Was ist anders geworden durch die Bemühung um das Verständnis einer anderen Philosophie? Eine neue Konzeption des Philosophiebegriffs und der Philosophiegeschichte ist zu entfalten. Das Verhältnis der europäisch-westlichen Politik zu den nicht-westlichen Teilen der Welt, insbesondere die unilaterale Kriegspolitik der USA, ist (3) kritisch zu hinterfragen. Das Gegensatzdenken wird am Beispiel des Gegensatzes von Leib und Seele, den es im afrikanischen Denken nicht gibt, wird (4) auf dem Weg von Hegel über Merleau-Ponty und Derrida dekonstruiert. Die Welt der Geister erscheint als eine dem europäisch-westlichen Denken entglittene Dimension der Wirklichkeit. Insbesondere die Anwesenheit der Geister in der Natur, der Animismus, muß (5) neu bewertet werden. Die interkulturelle Kunst ist mehr als ein Vorläufer der interkulturellen Philosophie. Afrikanische Kunst mit ihren ethischen Implikationen kann (6) helfen, Kunst stärker ins Leben zu re-integrieren.
Autorenportrait
Heinz Kimmerle, geboren 1930, ist emeritierter Professor für Philosophie. Während der letzten fünf Jahre seiner Anstellung war er Inhaber eines Stiftungs-Lehrstuhls für Grundlagen der interkulturellen Philosophie an der Erasmus Universität Rotterdam. Sein Forschungsschwerpunkt liegt seitdem bei der interkulturellen Philosophie mit dem Schwerpunkt afrikanische Philosophie.