Beschreibung
Zielsetzung dieses Buches ist es, das medizinische Werk zweier ausgewählter historischer Autoren, nämlich jenes Hildegards von Bingen (1098-1179) und von Leonhart Fuchs (1501-1566), möglichst umfassend hinsichtlich der für Mittel pflanzlichen Ursprungs vergebenen Indikationen zu bearbeiten und mit modernem Wissen zu vergleichen. Mit Hilfe einer statistischen Auswertung wurde geprüft, ob die überlieferten Indikationen lediglich einer zufälligen Zuordnung folgen oder ob diese zielgerichtet Erfahrungswerte spiegeln. Sofern sich die Zuweisung einzelner Pflanzen zu bestimmten Indikationen nicht als zufällig erweist, so wäre dies ein Beleg dafür, dass man bereits vor Jahrhunderten über ein Wissen verfügte, welches unseren heutigen Erkenntnissen vergleichbar wäre. Die Wahrscheinlichkeit, dass entsprechende Pflanzen, die von historischen Autoren zwar empfohlen werden, die aber heute medizinisch nicht mehr gebräuchlich sind, die gewünschten Wirkungen zeigen, wäre demzufolge groß. Derartigen erfolgversprechenden Pflanzen oder traditionellen Anwendungen könnte sich die weitere klinische Forschung zuwenden. Bisherige Vergleiche der historischen Verwendung von Heilpflanzen griffen in der Regel aus einer Vielzahl von Indikationen und Autoren die zur heutigen Indikation einer bestimmten Pflanze passenden Indikationen heraus. Der vorliegende Ansatz ist insofern neu, als ein möglichst umfassender Vergleich einzelner historischer Indikationen mit den aus heutiger Sicht als belegt geltenden Indikationen angestrebt wird. Um zu zeigen, ob die von einem untersuchten Autor vergebenen Indikationen systematisch oder rein zufällig getroffen wurden, werden die per Zufall zu erwartenden "Treffer" mit den beobachteten "Treffern" verglichen. Im Ergebnis zeigt sich, dass beide Autoren in der Zuordnung von Indikationen dem Zufall signifikant überlegen sind. Tendenziell entspricht die Zuordnung durch Leonhart Fuchs eher den heute als anerkannt geltenden Indikationen, wobei dies nicht zwangsläufig mit einem geringeren Wissen Hildegards gleichzusetzen ist.
Autorenportrait
Dr. rer.-nat. Christine Mayer-Nicolai (geb. 1967) studierte Pharmazie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main und erlangte mit einer pharmaziehistorischen Arbeit die Doktorwürde an der Pharmazeutischen Fakultät der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Ihr beruflicher Schwerpunkt liegt auf Fragen der Zulassung von Arzneimitteln, über die sie in verschiedenen Firmen und im Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e. V. arbeitete. Sie publizierte in verschiedenen Fachzeitschriften zu diesem Thema. Seit Juli 2002 ist die Autorin Mitarbeiterin der Firma Merck KGaA in Darmstadt. Seit vielen Jahren engagiert sich Christine Mayer-Nicolai in zahlreichen Gesellschaften und im Postgraduierten-Studiengang "Master of Drug Regulatory Affairs" (Universität Bonn) als Lehrbeauftragte auch außerberuflich auf dem Gebiet der Arzneimittelzulassung. Derzeit ist sie Zweite Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Regulatory Affairs (DGRA).