Die verbindende Partei
Theorie und Praxis. Thematische Textauswahl 2010–2024
Becker, Lia / Candeias, Mario / Kaindl, Christina
Erscheint am
01.06.2025
Beschreibung
Für ein linkes Politikverständnis hat Antonio Gramsci den Begriff der 'gesellschaftlichen Partei' geprägt, eine gesellschaftliche organisierende Kraft der Subalternen im Kampf um Hegemonie. Seit der Zeit Gramscis hat sich vieles verändert. Insbesondere kann keine Partei mehr Anspruch auf Führung der Linken erheben, der Bezug auf die Arbeiterbewegung bzw. die Arbeiterklasse ist nicht mehr ungebrochen. An Gramsci anknüpfend, versucht der Begriff der verbindenden Partei ein für die Gegenwart adäquates Konzept von Partei zu formulieren. Kein Teil der pluralen Linken, keine Partei, keine Gewerkschaft, keine linke Avantgarde kann mehr die leitende Rolle beanspruchen. Zugleich muss ein Weg gefunden werden, wie Pluralität nicht in Spaltung umschlägt. Dies ist auch die Idee hinter Mimmo Porcaros Begriff der partito connettivo: Sie 'sollte die Vorstellung der klassischen Massenpartei überwinden'. Die verbindende Partei ist 'die Vereinigung der unterschiedlichen (politischen) Subjekte in Formen, die die bestehenden Unterschiede nicht beseitigen', sondern in einer gesellschaftlichen Partei neuen Typs bündeln. In den Zyklen der globalisierungskritischen Bewegung und später der Empörten nach 2011 wurde unter diesem Begriff nach einem neuen Verhältnis von Partei und Bewegung, Selbstorganisierung und Repräsentation gesucht. Auch die Partei Die Linke entwickelte eigene Überlegungen zu einer verbindenden Partei. Becker/Candeias/Kaindl dokumentieren einige der wichtigsten Texte des Konzepts und bilanzieren die damit verbundene Praxis.