Beschreibung
Die jiddische Revolution am Donaukanal Ein "Zentrum jiddischer Kultur" sollte Wien in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts nach den Vorstellungen einer dort ansässigen Gruppe jiddischer SchriftstellerInnen und PublizistInnen werden. Die jiddische Sprache und Kultur war für Jiddischisten der Schlüssel zur Zukunft des jüdischen Volkes. Sie engagierten sich daher in den revolutionären Kämpfen für jene neue, gerechtere Weltordnung, die sie als Resultat des Zusammenbruchs der alten monarchischen Regimes Europas erhofften. Besonders aufmerksam verfolgte man die Entwicklungen in Osteuropa, insbesondere in der jungen Sowjetunion, wo die "Kulturautonomie" die Lösung der "jüdischen Frage" bieten sollte. Thomas Soxberger rekonstruiert die verschollene Kulturgeschichte des Jiddischen in Wien und stellt sie in den historisch-politischen Kontext des Ersten Weltkriegs und der Zwischenkriegszeit - bis in die 1930er Jahre, als in einem Klima zunehmender politischer Repression die jiddischen Kulturschaffenden erkennen mussten, dass sie mit ihren Bemühungen auf verlorenem Posten standen.
Autorenportrait
Thomas Soxberger geboren 1965. Studium der Judaistik und Geschichte an der Universität Wien. Postgraduate Degree in Yiddish Studies an der London University. Arbeit in verschiedenen Forschungsprojekten zu Themen der jüdischen und jiddischen Kultur in Wien. Publizierte eine Reihe von Fachartikeln zur jiddischen Kultur und von Übersetzungen jiddischer Literatur. Derzeit Vertragsbediensteter im öffentlichen Dienst.