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Herr des Spiels< und zugleich Knecht unterschiedlicher Spielverläufe, die sich verselbstständigt haben, ein jahrezehntelanges philosophisch-literarisches Experiment betreibt. Für das Finale seines Romans hat sich Musil in den vielen Phasen des Schreibens 1919-1942 viele Ausgänge erdacht, am Ende konnte er sich für keinen entscheiden. Die Interpretation der Konzepte stellt vier Fluchtlinien fest, auf die der Roman hinläuft: 1. 'Dass Krieg werden musste, ist die Summe all der widerstrebenden Strömungen', sagt Musil 1926 in einem Interview. 2. Im Wahn, im Massenwahn und im Einzelwahn, als Kausalitätszerfall und als Pseudologik, versinkt am Ende die Welt und der/die Einzelne. 3. Sexuelle Entladung verspricht Erlösung; Karneval, Tanz auf dem Vulkan, Apokalypse. 4. Die letzte Liebesgeschichte, die der Roman noch der letzten brieflichen Äußerung Musils zufolge sein möchte, führt in asexuelle Entropie, der Vollzug des Geschwisterinzests wandert aus dem Roman hinaus.">

Krieg. Wahn. Sex. Liebe.

Das Finale des Romans 'Der Mann ohne Eigenschaften' von Robert Musil

Erschienen am 01.09.2015
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783854357650
Sprache: Deutsch
Umfang: 376
Auflage: 1. Auflage
Einband: Gebunden

Beschreibung

Weshalb hat Musil seinen Roman "Der Mann ohne Eigenschaften" nicht abgeschlossen? Welche Enden hätte er gefunden, was ist aus den Konzeptionen zu erkennen? Oder gibt es nicht überhaupt doch ein Ende, in den Bergen von Manuskripten verborgen, die der Autor hinterlassen hat? Die Frage nach dem Finale des Mann ohne Eigenschaften gibt ein Rätsel auf. Walter Fanta, Herausgeber der digitalen Musil-Edition, hat sich zwanzig Jahre lang mit der Entzifferung und der textgenetischen Erforschung von Musils Manuskripten befasst und aus der Deutung der Notizen, die erst halb verschriftlichte Spuren von bloß Gedachtem repräsentieren, Lösungen des Rätsels entwickelt. Musils Nachlass stellt tatsächlich ein Labyrinth dar, einen gigantischen prä-digitalen Hypertext, eine riesige Spielanlage, in der ein Autor als >Herr des Spiels< und zugleich Knecht unterschiedlicher Spielverläufe, die sich verselbstständigt haben, ein jahrezehntelanges philosophisch-literarisches Experiment betreibt. Für das Finale seines Romans hat sich Musil in den vielen Phasen des Schreibens 1919-1942 viele Ausgänge erdacht, am Ende konnte er sich für keinen entscheiden. Die Interpretation der Konzepte stellt vier Fluchtlinien fest, auf die der Roman hinläuft: 1. 'Dass Krieg werden musste, ist die Summe all der widerstrebenden Strömungen', sagt Musil 1926 in einem Interview. 2. Im Wahn, im Massenwahn und im Einzelwahn, als Kausalitätszerfall und als Pseudologik, versinkt am Ende die Welt und der/die Einzelne. 3. Sexuelle Entladung verspricht Erlösung; Karneval, Tanz auf dem Vulkan, Apokalypse. 4. Die letzte Liebesgeschichte, die der Roman noch der letzten brieflichen Äußerung Musils zufolge sein möchte, führt in asexuelle Entropie, der Vollzug des Geschwisterinzests wandert aus dem Roman hinaus.

Autorenportrait

Walter Fanta, geb. 1958, Germanist und Historiker, Dozent am Robert-Musil-Institut der Universität Klagenfurt, ist Mitherausgeber der 'Klagenfurter Ausgabe', der digitalen kommentierten Edition sämtlicher Werke, Briefe und nachgelassener Schriften Robert Musils. Seit Mitte der 1990er Jahre beschäftigt er sich mit der editorischen Erschließung von Musils Nachlassmanuskripten. Die wichtigste monographische Veröffentlichung neben zahlreichen Publikationen zu Musil in Sammelbänden und Fachzeitschriften: Die Entstehungsgeschichte des 'Mann ohne Eigenschaften' von Robert Musil (2000). Walter Fanta ist Geschäftsführer der Internationalen Robert-Musil-Gesellschaft.

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