Beschreibung
Was ist die Substanz der Gesetze? - Mit dieser Frage richtet Legendre den Blick darauf, dass das abendländische Verständnis von Staat und Recht Folge eines Verdrängungsprozesses ist, der den in jeder institutionellen Konstruktion unumstößlich wirksamen 'dogmatischen' Kern verkennt. Die großen Kategorien der abendländischen Repräsentationsmontagen - Filiation, Vertrag, Religion, Macht - bedürfen nach Legendre einer sinnstiftenden Dimension. Der Mensch weiß nicht, was er begehrt, und die ihn umgebende Leere ist nur dann ertragbar, wenn sie durch die Zugehörigkeit zu einer kosmischen Totalität und Sinneinheit gefüllt werden kann. Dadurch ist die Verbindung der Institutionen zum Sakralen auch in der Moderne nicht unterbrochen, und das 'Management' hat nun 'eine Schlacht auf einem Terrain auszutragen, dessen es nicht Herr ist: der Metaphysik der Macht'.
Autorenportrait
Pierre Legendre, geb. 1930, ist Rechtshistoriker und Psychoanalytiker. Nach dem Abschluss des Rechtsstudiums 1957 begann er seine psychoanalytische Ausbildung bei Jacques Lacan. Sein umfangreiches Werk widmet sich der mittelalterlichen Verknüpfung von Römischem Recht und Christentum und deren Folgen für die Gegenwart. Er lehrte Rechtsgeschichte an der Universität Paris I (Sorbonne) und an der religionswissenschaftlichen Abteilung der École pratique des Hautes Etudes in Paris.