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'Die Freiheit erhebt ihr Haupt'

Über die Revolution, ihre Erfolge, einige Missgriffe und ihr Nachleben, Juni 57/

Ackermann, Georg / Delabar, /
Erschienen am 01.07.2020
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783849815691
Sprache: Deutsch
Umfang: 364
Auflage: 1. Auflage

Beschreibung

Die Freiheit erhebt ihr Haupt: Die Rhetorik der Revolution 1918/19 ist voller Pathos, aber das mit gutem Grund, ist Pathos doch die Haltung und Stilform, die - für die Zeitgenossen vor der Neuen Sachlichkeit - dem Ereignis und seiner Tragweite angemessen war. Die Hoffnungen, die sich an die Revolution knüpften, waren zweifelsohne sehr groß. Umso größer die Enttäuschung, als am Ende dieser wenigen, ereignisreichen Monate nicht das ersehnte Reich der Freiheit stand, eine andere Gesellschaft, in der Unrecht, Un-terdrückung und Gewalt Vergangenheit waren. Stattdessen stand am Ende der Revolution eine parlamentarische Demokratie westlicher Prägung, über Jahre hinweg andauernder innen- wie außenpolitischer Streit, ein entfesselter Kapitalismus, der von einer Krise in die nächste taumelte, um danach umso vitaler wiederaufzusteigen, eine Gesellschaft, die sich mit ihrer neu gewonnenen Freiheit nicht anfreunden, die den Zumutungen der offe-nen Gesellschaft entgehen wollte, ohne auf deren kleine Freuden verzichten zu wollen, und die sich einer korrupten nationalistischen Kamarilla an den Hals warf, die sich nichts besseres zum Machterhalt einfallen ließ, als den nächsten Großen Krieg anzuzetteln. Aber auch wenn die Defizitanzeigen in Sachen Weimarer Republik nicht wegzu-denken sind - kaum ein Vorwurf, den man der Republik machen kann, ist wirklich falsch -, muss man sich schwer damit tun, die Republik als Missgriff und Misserfolg abzutun. Die Freiheit hat, um eine pathetische Wendung Kurt Eisners aufzunehmen, Ende 1918 ihr Haupt erhoben, und es hat gereicht, die Monarchie zu zerstören, den Adel aus allen Ämtern zu verjagen und das Volk als Ursprung der Staatsgewalt festzuhalten. Aber sie hat sich mit wenig genug zufrieden gegeben.