Beschreibung
Die Position, die ältere Arbeitnehmer auf dem Arbeitsmarkt im 21. Jahrhundert werden einnehmen können, ist kontrovers. Sie wird nach den in diesem Band diskutierten Auffassungen einerseits davon abhängen, wie ältere Arbeitnehmer es verstehen werden, sich in die wissensbasierte Gesellschaft und in die Kenntnisökonomie einzubringen. Viel wird andererseits davon abhängen, wie einzelne fortgeschrittene Industrieländer, Schwellenländer und die zunächst verbliebenen armen Länder mit den Herausforderungen der Kenntnisökonomie umgehen werden und welche Rolle sie dabei den älteren Menschen im Erwerbsleben einräumen werden. In den Übergangsprozessen in der Globalisierung können ältere Menschen Vorteile haben, etwa indem sie der Versuchung zu exzessivem Konsum zu widerstehen gelernt haben, indem sie konzentriert zu arbeiten gelernt haben, indem sie bereits mehrere Positionen im Leben eingenommen und damit bereits mehrere Anpassungen vollzogen haben, bevor sie ein fortgeschrittenes Alter erreicht haben, schließlich indem sie Misserfolge hinter sich zu lassen gelernt haben. Andererseits können Ältere auch "satt" sein - in den vielfachen Bedeutungen, die dieser Begriff annehmen kann. Sie können angesichts erarbeiteten Wohlstands die Motivation zu fortgesetzten Anstrengungen verlieren, sie können eine einmal gefundene Einstellung zum Leben und insbesondere zum Erwerbsleben so rigide verteidigen, dass Innovationen bei ihnen nicht mehr ankommen, dass insbesondere Kooperationsangebote auf taube Ohren stoßen, oder sie können bereits viele Anstrengungen zur Anpassung unternommen haben und nun zu "müde" sein, um ein erneutes Mal eine Änderung bei sich oder bei ihrer Weltsicht vorzunehmen. Auch kann der Körper manche Umstellung oder manche Verantwortungsübernahme nicht mehr zulassen, gerade als ob der Körper "besser wüsste, was für die Seele gut ist, als die Seele es weiß". Aber die sogenannten altersbedingten Einschränkungen sind immer Bewertungen unterworfen und Interpretationen zugänglich. Was bislang im wesentlichen nur den Jungen zugestanden wurde, der Pluralismus, die postmoderne Freiheit, sich in weiten Grenzen selbst zu definieren, wird aller Voraussicht nach nunmehr auch den Älteren zugestanden werden - schon weil die Globalisierung nicht nur regionalen Austausch zwischen geografischen Segmenten der Weltbevölkerung, sondern auch intergenerativen Austausch zwischen Segmenten innerhalb von Nationen geradezu erzwingt, aber auch weil die Menschen ihre Lebensqualität zu optimieren versuchen und damit den freien Zugriff auf global verfügbare Information und den ungehinderten Zugang zu globalen Märkten einfordern werden. Die Autoren der in diesem Band vereinten Beiträge neigen daher zu einer "konstruktivistischen" Sicht der Position älterer Erwerbstätiger in dem Sinne, dass Menschen auch als ältere Erwerbstätige ihren Beitrag zum Erwerbsleben "konstruieren", und dies auch tun müssen, um im Reigen mit Jüngeren attraktive Interaktionspartner zu bleiben. Informationstechnologien sind Älteren dabei im Prinzip potenzielle Helfer, weil altersbedingte körperliche Veränderungen mit Informationstechnologien teilweise überbrückt werden können. Insbesondere die neuen Formen zwischenmenschlicher Solidarität kommen vielfach vermittelt über elektronische soziale Netzwerke zustande. Hier ist bereits am Horizont erkennbar, dass zukünftige Verteuerungen von Rohstoffen oder gar Kontingentierungen von Rohstoffen, die für örtliche Mobilität gebraucht werden, durch Kommunikation über Informationstechnologien kompensiert werden könnten und damit eventuell gerade Älteren das Integriert-Bleiben auch angesichts verminderter Ertragskraft der eigenen Arbeit noch ermöglicht wird. Die Autoren der Beiträge des Bandes sehen überwiegend eine sich abzeichnende Tendenz zu aktiverer, selbstbestimmterer und produktiver Stellung Älterer im Erwerbsleben.