Beschreibung
Betriebsräte stehen heute mehr denn je in einem paradoxen Spannungsfeld: Sie sollen Beschäftigteninteressen vertreten, sich gegen das Management durchsetzen und dessen neuen Strategien nicht naiv auf den Leim gehen, aber doch auch den Unternehmenserfolg auf schwieriger werdenden globalen Märkten im Auge behalten, Arbeitsplätze sichern, sich zuweilen sogar als 'Co-Manager' verstehen. Sie sollen die homogene Stimme der Belegschaft sein, aber doch auch unterschiedliche Mitarbeitergruppen repräsentieren, vielfältigen Erwartungen genügen, Konflikte schlichten. Sie wollen sich vielfach auf die Hilfe ihrer Gewerkschaft stützen und solidarisch mit ihr sein, aber nicht ihr verlängerter Arm im Betrieb. Strukturell ist die zunehmend problematische Zwickmühle von Betriebsräten schon relativ gut untersucht - aber wie steht es eigentlich mit der subjektiven Seite? Wie verarbeiten Betriebsräte und -rätinnen ihr Dilemma emotional, wie richten sie sich in ihrer Grenzgänger-Rolle mental ein, welche Strategien entwickeln sie, um widersprüchliche Anforderungen zu bewältigen? In einer breit angelegten, qualitativ-empirischen Untersuchung geht Tietel diesen Fragen nach; er zeigt, dass 'triadische Kompetenz' benötigt wird und wie Betriebsräte sie sich aneignen.