Beschreibung
Die Geschichte des deutschen Rechnungshofs wirft epochenübergreifend neues Licht auf die deutsche Haushaltspolitik im 20. Jahrhundert. Das Schicksal eines Staates lasse sich 'gewissermaßen biometrisch' daran ablesen, wie seine Rechnungsprüfung funktioniere, schrieb der 1933 aus Deutschland geflüchtete Finanzexperte und Reichstagsabgeordnete Kurt Heinig. Denn die Kontrolle sei keine 'Nebenfunktion' staatlicher Finanzverwaltung. Vielmehr bilde sie einen unverzichtbaren Teil des finanzpolitischen Entscheidungsprozesses. Die staatliche Finanzkontrolle findet sich in national unterschiedlich aufgebauten Rechnungshöfen organisiert. Für Deutschland war das bis 1945 der Rechnungshof des Deutschen Reiches. An dessen Stelle trat nach zonalen Übergangsbehörden 1950 der Bundesrechnungshof. HansPeter Ullmann untersucht die Geschichte des deutschen Rechnungshofs auf breiter empirischer Grundlage von der Weimarer Republik über das 'Dritte Reich' bis in die frühe Bundesrepublik. Unter dem Leitgedanken der Entwicklung von der nachherigen Kontrolle zur vorgängigen Beratung zeigt der Autor die Brüche, Kontinuitäten und Verwerfungen der Haushaltspolitik im 20. Jahrhundert auf und liefert damit eine Tiefenbohrung in die deutsche Zeitgeschichte.
Autorenportrait
Hans-Peter Ullmann, geb. 1949, Professuren an den Universitäten in Gießen, Berlin, Tübingen und zuletzt (1999-2017) in Köln. Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Preise der Universitäten Gießen und Köln. Veröffentlichungen u. a.: Zur Geschichte der Reformzeit im frühen 19. Jahrhundert und zum Deutschen Kaiserreich sowie zur Geschichte der Interessenverbände und der öffentlichen Finanzen. Mitherausgegeben von »Geschichte und Gesellschaft« (1993-2017) und der »Kritischen Studien zur Geschichtswissenschaft« (seit 1994). Sprecher der Wissenschaftlichen Kommission zur Erforschung des Reichsministeriums der Finanzen im Nationalsozialismus.