Beschreibung
Sein gerade in Frankreich veröffentlichtes jüngstes Werk "Die Trambahn" ist ein Buch, das die im Schatten des Gedächtnisses ruhenden Erinnerungen befreit und in eine Kindheit im frühen zwanzigsten Jahrhundert zurückführt - nach Perpignan, in die südfranzösischen Sommer- und Herbstmonate des Erzählers. Im Echo auf Marcel Proust wird "Die Trambahn" Claude Simons zum Gefährt durch die Erinnerung: von der Endstation in der Stadt vor dem Kino mit seinen grell lockenden Plakaten, vorbei an den "Rumpfmännern", den Kriegsinvaliden auf ihren Wägelchen, und entlang den Villen der Provinzbourgeoisie bis hinunter zum mondänen Badestrand, wo die Tanzmusik spielt. Im Rhythmus der Erinnerung, von Station zu Station, wird eine untergegangene Jahrhundertepoche im minutiös porträtierenden Beschreibungsreichtum der Simonschen Sprache bis in die Gerüche und Düfte genauso lebendig wie die Familiengeschichte - in Gestalt der todkranken Mutter und verbitterten Kriegswitwe. Und wenn der Erzähler von einem kürzlichen Aufenthalt im Transitraum der Notaufnahme in einem Krankenhaus erzählt, dann wird Die Trambahn zu einer Meditation über den menschlichen Lebensweg, die Passage zwischen Geburt und Tod. "Leicht verschwinden ganze Jahresproduktionen neben einem solchen Buch." DIE ZEIT über "Geschichte" von Claude Simon
Autorenportrait
Claude Simon wurde 1913 auf Madagaskar geboren, lebte in Paris und im südfranzösischen Roussillon. Er wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem "Prix de l'Express" (für "Die Straße in Flandern"), dem "Prix Médicis" (für "Geschichte") und dem "Grand-croix de l'ordre national du Mérite". 1985 erhielt er den Literaturnobelpreis. Claude Simon starb 2005 in Paris. Veröffentlichungen (Auswahl) Le vent (1957), dt. Der Wind (DuMont 2001) L'herbe (1958), dt. Das Gras (DuMont 2005) La route des Flandres (1960), dt. Die Straße in Flandern (DuMont 2003) Le palace (1962), dt. Der Palast (DuMont 2006) Histoire (1967), dt. Geschichte (DuMont 1999) La bataille de Pharsale (1969), dt. Die Schlacht bei Pharsalos (1972) Les corps conducteurs (1971), dt. Die Leitkörper (1974) Triptyque (1973), dt. Triptychon (1986) Leçon des choses (1975), dt. Anschauungsunterricht (1986) Les Géorgiques (1981) dt. Georgica (1992) La chevelure de Bérenice (1983), dt. Das Haar der Berenike (DuMont 2006) L'acacia (1989), dt. Die Akazie (1989) Le jardin de plantes (1997), dt. Jardin des Plantes (DuMont 1998) Le Tramway (2001), dt. Die Trambahn (DuMont 2002) Eva Moldenhauer wurde 1934 in Frankfurt am Main geboren, wo sie heute noch lebt. Neben dem Werk von Claude Simon übersetzte sie aus dem Französischen u. a. Claude Lévi-Strauss, Jean-Paul Sartre, Agota Kristof, Jorge Semprun, Julien Green und Emanuel Lévinas.