Beschreibung
Am 4. Dezember 1963 verkündete Papst Paul VI. den Konzilsvätern seine Absicht, zu Beginn des neuen Jahres ins Heilige Land zu pilgern. Die Welt staunte: zum ersten Mal seit 150 Jahren verließ ein Papst Italien, mehr noch: er reiste zu den Ursprungsstätten des Christentums und gleichzeitig in eine von politischen Krisen geschüttelte, ständig kriegsgefährdete Region. "Pauls Pilgerreise vom Januar 1964 erscheint in Vorbereitung und Durchführung, trotz vieler Unwägbarkeiten und trotz allfälliger Improvisationen als ein bis weit in die Details hinein durchgeformtes theologisches und politisches, ein gelungenes Kunstwerk. Sie bildete und bildet den Prototyp der modernen Papstreise als eines wesentlichen Instrumentes pontifikaler Selbstdarstellung und pontifikaler Politik im internationalen Rahmen." Die Pilgerfahrt des Papstes ins Heilige Land erfolgte vor dem Hintergrund der Debatten des Zweiten Vatikanischen Konzils über den Ökumenismus und insbesondere über das Verhältnis der katholischen Kirche zu den Juden. Das Ergebnis des nahezu fünf Jahre andauernden Prozesses von den ersten Entwürfen bis zur Promulgation ist die "Erklärung über das Verhältnis zu den nichtchristlichen Religionen" (Nostra aetate). Obwohl politische Agitation der arabischen Staaten und theologische Grabenkämpfe immer wieder zum Ziel hatten, das Thema von der Tagesordnung abzusetzen, gelang es dem Konzil mit Nostra aetate, eine Wende im Verhältnis von Katholiken und Juden einzuleiten - aus heutiger Sicht theologische Grundlage und historischer Anfang des Weges mit den "älteren Brüdern im Glauben" (Johannes Paul II.). Der vorliegende Band behandelt in zwei ausführlichen Beiträgen sowohl die Pilgerreise als auch den Weg des Konzils zur Erklärung "Nostra aetate". Umfangreiches neues Quellenmaterial aus israelischen, amerikanischen und deutschen Archiven bildet die Grundlage der Analysen und Reflexionen des Theologen Ostry und des Historikers Brechenmacher.